Bogen, der

[1112] Der Bogen, des -s, plur. die Bogen, alles, was krumm gebogen ist, oder eine gebogene Gestalt hat. Besonders,

1. Ein jeder Theil einer krummen Linie. Daher ist in der Mathematik der Bogen, arcus, ein Stück einer Zirkellinie. Der Fluß macht einen Bogen, sagt man, wenn er sich nach einer krummen Linie beweget. Durch den Bogen fahren, im gemeinen Leben, geradezu gehen, alle Umwege vermeiden. Etwas[1112] in Bausch und Bogen kaufen, im gemeinen Leben, überhaupt, Gutes und Schlechtes mit einander. S. Bausch, und Bogenfahrt. Bey den Jägern bedeutet Bogen den Umfang eines Waldes, eines Dickichtes in demselben, oder eines Theiles eines Waldes, in welchem sich Wild befindet, und diesen Theil selbst. Das Wildbret hat sich in einen Bogen gezogen, es ist in das Holz gegangen. Auch der Zug, welchen der Jäger bey der Vorsuche in und um das Holz unternimmt, ingleichen die halbe Rundung, welche man bey dem Lerchenfange mit dem Tagegarne u.s.f. hält, werden ein Bogen genannt.

2. Was nach einer krummen Linie verfertiget wird, oder die Gestalt derselben hat. In diesem Verstande wird besonders in der Baukunst die Rundung eines Gewölbes ein Bogen genannt. Ein voller Bogen, der einen halben Zirkel ausmacht. Ein gedruckter Bogen, der die Gestalt einer halben Ellipse hat. Ein flacher Bogen, der nach einem kleinen Zirkelstücke verfertiget wird. Ingleichen eine jede Öffnung oder Blende in einer Wand, welche nach einer krummen Linie verfertiget ist. Einen Bogen schließen, einer Öffnung eine solche gewölbte Gestalt geben.

3. Verschiedene Werkzeuge von Holz, Stahl, u.s.f. welche die Gestalt eines Bogens haben, und diese Gestalt vermittelst einer Sehne behalten oder noch weiter gekrümmet werden können. Dahin gehöret der Bogen, Fidelbogen, oder das gekrümmte und mit Pferdehaaren bespannte Holz, womit die Violinen gestrichen werden; der Bogen in den Münzen, S. Boge; der Bogen der Hutmacher, der aus einem starken mit einer Darmschnur gespannten Holze bestehet, womit sie die kurze Wolle zerschlagen, und aus einander schnellen, um sie dadurch zugleich von allen Unreinigkeiten zu befreyen; welcher Bogen auch der Fachbogen, ingleichen der Fachbaum genannt wird. Daher den Bogen schlagen, die Wolle auf solche Art schlagen und reinigen; fachen. Am bekanntesten ist von dieser Art Bogen das ehemahls übliche kriegerische Werkzeug, Pfeile, Bolzen und Kugeln damit abzuschießen. Bogen ist alsdann eine allgemeine Benennung aller so wohl größern, als kleinern Werkzeuge dieser Art, welche nach Maßgebung ihrer Größe und übrigen Beschaffenheit Armbrüste, Balester, Handbogen, Schnäpper, Stähle, Rüstungen u.s.f. genannt wurden. S. diese Wörter. Den Bogen spannen, abschießen. Er habet gespannenen sinen bogen, Notker.


Sein Bogen liegt gespannt auf solche Missethäter,

Weiße.


4. Ein Bogen Papier, ein Blatt Papier in derjenigen Größe, in welcher es in den Papiermühlen verfertiget wird, vermuthlich weil es Ein Mahl zusammen gebogen oder zusammen gelegt und so verkauft wird.

Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. gleichfalls Bogen, im Angels. Boga, im Holländ. und Schwed. Boge, im Isländ. Bog, im Engl. Bow, im Dän. Bue, im Wallis. Bwa. Der Plural Bögen ist in mehrern gemeinen Mundarten nicht selten; allein in den anständigern hat Bogen doch alle Mahl den Vorzug.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1112-1113.
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