Brücke, die

[1213] Die Brücke, plur. die -n, Diminutivum das Brückchen, Oberdeutsch das Brücklein, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein von Holz oder Steinen gebaueter Weg über einen Fluß oder Wasser. Über eine Brücke gehen. Eine Brücke über einen Fluß bauen, oder schlagen. Eine Brücke über einen Morast legen, d.i. bauen. Eine Brücke abwerfen, abbrechen. Eine fliegende Brücke, S. Fliegen. Einem die Brücke treten, seine[1213] Partey nehmen, ihm beystehen, von den Aufziehbrücken, welche bey dem Herablassen nieder getreten werden. An den Buchdruckerpressen werden zwey zusammen gefügte Stücke Holz, welche in die Preßwände eingelassen sind, und durch welche die Büchse gehet, figürlich die Brücke genannt. Bey den Jägern ist die Brücke oder Kehle ein kleines Gestricke, welches in dem Treibezeuge, ungefähr nach dem vierten Bügel eingebunden wird, so daß die Feldhühner darüber hinauf in den Zeug, aber hernach nicht wieder zurück können. Im gemeinen Leben wird in mehrern Fällen ein horizontal liegender Steg oder ein solches Bret eine Brücke genannt. 2) Ein Gerüst; nur noch in manchen einzelnen Fällen. So ist ein Schaffott oder eine Richtbühne in manchen Gegenden noch unter diesem Nahmen bekannt. Ehedem war Brüge, Brügine, Prieche in dieser Bedeutung häufiger, ein Gerüst zum Zuschauen zu bezeichnen.

Anm. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort die Bruck, die Brucken, im Schwabenspiegel Brugge, im Nieders. Brügge, im Angels. Brich, Brygga, im Engl. Bridge, alt Franz. Brique. Weil in der Schweizerischen Mundart dieses Wort auch Rick lautet, so glaubet Frisch, daß es, wie so viele andere Wörter, vermittelst des Vorwortes Be von Reihe, Nieders. Rick, gebildet worden. Indessen ist doch das Anfangs-B schon sehr alt; denn die Endungen Bria, Briga, Briua, die an so vielen Nahmen Gallischer Örter gefunden werden, gehören vermuthlich hierher. S. du Fresne Glossar. h.v. Brücke ist von einem alten Worte Bro oder Bru abgeleitet, welches ehedem in allen nordischen Mundarten vorhanden war, und noch im Schwed. und Dän. angetroffen wird, wo eine Brücke Bro und Broe heißt. Ursprünglich scheinet dieses Wort eine jede Erhöhung bedeutet zu haben, und da könnte es wohl zu bor, hoch, gehören, S. Bahre und Empor; denn die Versetzung des r ist in allen Sprachen gewöhnlich. Im Wendischen bedeutet Breh, Broh, das Ufer, Gestade. Im Pohlnischen ist Bruk ein Steinpflaster, und brukuje, ich pflastere. Selbst im Niedersächsischen bedeutet bruggen, und im Dänischen brolegge, pflastern, und in der erstern Mundart ist Steenbrugger ein Pflasterer. Das Ungarische Berw, Brw, im Dual Berwe, und im Plural Berwi, eine Brücke, kommt mit der alten Endung -briua genau überein.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1213-1214.
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