Gewebe, das

[657] Das Gewêbe, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Zeitworte weben. 1. Die Handlung des Webens; ingleichen ein anhaltendes Weben. Das Gewebe währet den ganzen Tag. Ohne Plural. 2. Die Art und Weise des Webens; auch ohne Plural. 1) Eigentlich. Ein Stück Zeug von lockerem, von festem, von glattem, von buntem Gewebe. 2) Figürlich, die Verbindung, der Theile eines Körpers und die Art und Weise dieser Verbindung, in der edlen Schreibart. Das künstliche Gewebe eines Baumblattes. 3. Die gewebte Sache selbst. 1) Eigentlich, wo es als ein allgemeiner Ausdruck einen jeden gewebten Zeug bedeutet, wenn von demselben weiter nichts bezeichnet werden soll, als daß er durch das Weben entstanden ist. Dahin auch das zusammen gesetzte Spinngewebe. Das Gewebe einer Spinne. 2) Figürlich. (a) Die Scheiben in den Bienenstöcken, welche an einigen Orten das Gewebe, die Waben oder Wafeln genannt werden. (b) Das zellichte Gewebe des menschlichen Körpers, in der Zergliederungskunst, eine in Gestalt kleiner Zellen zusammen gefügte häutige Substanz unter der Haut, worin das Fett befindlich ist. (c) Ein Ganzes, so fern es aus mehrern Theilen bestehet, in der edlen Schreibart, und größten Theils im nachtheiligen Verstande. Die ganze Erzählung ist ein Gewebe von Erdichtungen. Sie müssen noch viele schöne Thaten thun, wenn sie dieß Gewebe von unedlen vertilgen wollen. Vergessen sie das schreckliche Gewebe eines sinnlosen Traumes, Less. Mein Leben ist ein Gewebe von unglaublichen Erfahrungen.

Anm. Bey dem Notker Vueppe, im Angels. Webb, Webbe, im Engl. Web, Schwed. Wäf, im Nieders. Woppe, S. Weben und Webe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 657-658.
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