Gold- und Silbergespinste und -Gewebe

[110] Gold- und Silbergespinste und -Gewebe, Fäden und Gewebestoffe mit Gold- und Silberdraht. Die Gespinste werden durch Umwickeln von gelben, bez. weißen Seiden-, Leinen- oder Baumwollengarnen (Einlage) mit geplättetem, d.h. platt gewalztem Gold- oder Silberdraht (s. Draht; Lahn, Plätt, Plasch) auf der Lahnspinnmaschine erhalten, die mit der Fadenmühle (s. d.) übereinstimmt in der Weise, daß sich die Windungen bei den schweren Gespinsten berühren und die Einlage vollständig bedecken, bei den leichten dagegen so weit voneinander legen, daß die Einlage mehr oder weniger stark sichtbar bleibt. Besondere Arten sind: Krausgespinst oder Gimpe (Gold- oder Silbergimpe) und gedrehte Gold- und Silberschnur. Ersteres entsteht, indem man die Einlage erst mit einem seinen Faden aus Seide etc. in weiten Windungen und dann mit Lahn in entgegengesetzter Richtung umspinnt. Gedrehte Schnur wird durch Zusammendrehen von 2, 3, 4 etc. Gespinstfäden erhalten, wobei die Drehrichtung derjenigen des Lahns entgegengesetzt sein muß. Man unterscheidet echtes, unechtes, leonisches Gespinst, je nachdem echter, unechter, leonischer Lahn zum Umspinnen verwendet wird. Eine eigentümliche Art von Goldgespinst wird durch Umspinnen des Garns mit cyprischen Fäden hergestellt. Zur Erzeugung dieser Goldfäden befestigt man Blattgold auf der sogen. Submukosahaut von Schaf- oder Schweinsdärmen und zerschneidet die Blätter auf kleinen Kreisscheren in schmale Streifen. Gold- und Silbergespinste finden ihre Hauptverwendung zu Borten, Brokat sowie zum Einweben in Seidenstoffe (Gold- und Silbergewebe, Draps d'or et d'argent) etc. Das Gold wurde schon in den ältesten Zeiten, und zwar in der Form cyprischer Fäden, in der Weberei benutzt. Nach der Bibel wurde Goldblech geplättet und in Fäden zerschnitten, dann mit wollenen und leinenen Fäden in das Zeug hineingewirkt. Die verzierten Seidenzeuge der Chinesen werden noch heute so gefertigt. Homer, Pisander und Vergil erwähnen goldgeschmückte Gewebe. In Persien wurde mit goldgestickten Zeugen großer Luxus getrieben; auch die Inder, Araber und Gallier haben sich ihrer bedient. Pythagoras ermahnte die Matronen, ihre goldenen Gewänder abzulegen. In Rom kamen solche sehr häufig in Anwendung. Ein Gewand und ein Leichentuch, die man in Rom in einem marmornen Sarge gefunden hat, lieferten nach dem Verbrennen 36 Pfd. Gold. Der Codex Justinianeus gestattet den Männern Goldbesätze nur als Abzeichen ihrer kaiserlichen Amtsstellung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 110.
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