Hübsch

[1299] Hübsch, -er, -este, adj. et adv. eine ganz gute, ganz artige Beschaffenheit, einen geringern Grad desjenigen zu bezeichnen, was man sonst schön zu nennen pflegt. 1) In Ansehung der äußern Sinne, was gut, angenehm in die Sinne fällt, was gefällt. Damöt ist jung und hübsch, gelernte Liebe. Ein hübsches Pferd, ein hübsches Kleid, ein hübscher Garten u.s.f. Es ist ganz hübsches Wetter. Es mag sich freylich hübscher in einer schönen Kutsche zu Markte fahren lassen, als auf einer Kallesche, Weiße. Es wird doch hübsch klingen? Less. 2) Von dem äußern Betragen, fein, artig. Ein hübscher Mensch, der ganz artige Sitten hat. Das ist nicht hübsch, nicht wohl gesittet, nicht artig. Im Dänischen ist hovisk sittsam, züchtig. 3) Von der innern Güte, einen beträchtlichen Grad derselben habend, der das Mittelmäßige noch übertrifft. Eine hübsche Gelegenheit. Ein hübsches Geld beysammen haben. Weil Peter ein hübsches Gütchen hat, Weiße. Wo es in Gestalt eines Nebenwortes, so wie fein, oft dazu dienet, einen Befehl, eine Ermahnung, zu mildern. Gehe hübsch nach Hause. Sey hübsch artig.

Bleibst du mir künftig nicht hübsch bey der Heerde liegen, gel. Liebe.

Anm. Bey den Schwäbischen Dichtern hövisch, hubesch und huibsch.


Wand si mit guotes wibes schamen

Wol bekleidet hat ir hoeveschen lip,

Rudolph von Rotenburg.


Got fuge iemer huibschen liben

Ane suuere minneklichiu zit,

Walther von Klingen.


Wo es auch für fröhlich vorkommt.


So singe aber von huibschen dingen,

Wather von der Vogelweide.


Im Nieders. ist heysk, hevig und behevig, subtil, behende, behuthsam, vorsichtig, im Dän. hybsk, hübsch. In dem 1514 gedruckten Deutschen Livius bedeutet hüpslich behende, listig: da er also hüpslich vor in floch. Ehedem hatte man davon auch das Hauptwort die Hüpsche, Hübschheit, Hobyschkeit. Frisch und andere leiten es von Hof, der Aufenthalt eines Fürsten und seiner Bedienten, her, von welchem Worte man ehedem auch hovisch, für höflich, der feinern Welt, der feinern Lebensart gemäß, sagte. S. 2. Höflich. Allein, es scheinet mit mehrerm Rechte zu dem im Deutschen veralteten aber noch im Schwedischen üblichen Hof, die gehörige, schickliche Art und Weise, Anstand, zu gehören, von welchem haeswa im Schwed. und Isländ. sich schicken, sich ziemen, hofsam, wohl gesittet, höfsa, zieren, schmücken, höfwisk, sittsam, angenehm, und andere mehr herkommen. S. Behuf und 1. Höflich, welches[1299] noch im Bergbaue für hübsch üblich ist. Übrigens wird es, wie schon erinnert worden, höchstens nur in der vertraulichen Sprechart gebraucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1299-1300.
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