Krebs (2), der

[1764] 2. Der Krbs, des -es, plur. die -e, Diminut. das Krebschen. Oberd. das Krebslein.

1. Eigentlich, ein ungeflügeltes mit einer schwärzlichen Schale bedecktes Wasser-Insect, mit acht Füßen, zwey Scheren, zwey beweglichen Augen auf einem Stiele und einem gelenkigen unbewaffneten Schwanze; Cancer. Zu diesem Geschlechte gehören die Humber, welche die größte Art der Krebse sind, die Garnellen,[1764] Taschenkrebse und Flußkrebse, welche letztern nur in engerm Verstande Krebse genannt werden. Krebse fangen, sieden, essen. Die Krebse mausen sich, S. Mausen und Mutterkrebs. Einen Krebs im Beutel haben, figürlich, nicht gerne Geld ausgeben, fickenfaul seyn.

2. Figürlich. 1) In der Astronomie, ein Zeichen des Thierkreises, welches sich zwischen den Zwillingen und dem Löwen befindet, und den Nahmen von der Ähnlichkeit seines aus 35 Sternen bestehenden Sternbildes mit einem Flußkrebse hat. Vielleicht führet es diesen Nahmen auch deßwegen, weil die Sonne in demselben anfängt, nach dem Äquator zurück zu gehen. S. Krebsgang. Die Sonne tritt in den Krebs, wenn sie dieses Zeichen dem Anscheine nach berühret, in demselben am Himmel gesehen wird. 2) Eine veraltete Art eines Brustharnisches, dessen noch einige Mahl in der Deutschen Bibel gedacht wird. Er wird Gerechtigkeit anziehen zum Krebs, Weish. 5, 19. Angezogen mit dem Krebs der Gerechtigkeit, Ephes. 6, 14. Angethan mit dem Krebs des Glaubens, 1 Thess. 5, 8. Gemeiniglich leitet man diese Benennung von der Ähnlichkeit mit einer Krebsschale, oder auch so fern ein solcher Harnisch aus mehrern über einander liegenden Blechen oder Schuppen bestand, von der Ähnlichkeit mit einem Krebsschwanze her. Allein es stehet noch dahin, ob hier nicht vielmehr die Bedeutung eines hohlen Raumes, der Bedeckung, zum Grunde lieget, da denn dieses Wort mit Griebs, Kräbe, ein Korb, Krippe, Keff und andern zu Einem Geschlechte gehören würde. Im Franz. hieß ein solcher Brustharnisch ehedem Greves, und im Engl. Greaves. Das Schwed. Kräfweta und Holländ. Kreft, bedeuten so wohl das Thier, als auch diesen Harnisch. 3) Ein um sich und bis auf die Knochen fressendes Geschwür der thierischen Körper, welches aus einer stockenden Lympha entstehet, und sich durch ein heraus fließendes schwärzliches oder gelbes stinkendes Wasser verräth, welches die Haut aufrisset und verzehret, ohne Plural; Cancer, Carcinoma, im Nieders. Krevet, im Schwed. Kräfweta, im Dän. Kräft, dagegen das Thier daselbst Kräbs heißt. Den Krebs haben, bekommen. Der Krebs frißt um sich. Ihr Wort frisset um sich wie der Krebs, 2 Tim. 2, 17. Den Krebs schneiden, das davon angefallene Fleisch. Diese Krankheit hat den Nahmen nicht von ihrer um sich greifenden Eigenschaft, sondern daher, weil die um das Geschwür liegenden und verstopften Blutadern alsdann die Gestalt der Krebsfüße haben. Nach einer noch weitern Figur, wegen der um sich fressenden Eigenschaft, wird auch ein gewisser Schaden der Bäume und Pflanzen, wo bey den erstern die Rinde angefressen wird, aufspringt und abfällt, und ein Ast nach dem andern abstehet, der Krebs, bey andern aber der Fresser genant.

Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung im Nieders. Krevet, im Schwed. Kräsweta, Krabba, im Holländ. Kreef, Krevet, Krevisse, im Engl. Crayfish, Crevice, im Franz. Ecrevisse. Entweder von dem Nieders. krupen, Lat. repere, weil sich dieses Thier durch seinen besondern rückwärts gehenden Gang vor vielen andern auszeichnet, oder auch von greifen, Nieders. gripen, weil es mit seinen Scheren alles ergreift und fest hält. S. Krabbe und 1. Krapf.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1764-1765.
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