Mantel (2), der

[67] 2. Der Mantel, des -s, plur. die Mäntel, Diminut. das Mäntelchen, Oberd. Mäntellein, ein Wort, welches überhaupt den Begriff der Bedeckung hat, und ein Ding bedeutet, welches ein anderes bedecket, aber nur noch in verschiedenen einzelnen Fällen üblich ist. 1) Im Bergbaue ist das Sahlband gleichfalls unter dem Nahmen des Mantels bekannt, entweder so fern es den Erzgang umgibt und ihn gleichsam bedecket, oder auch in der vorigen Bedeutung, so fern es das Letzte, das Äußerste des Ganges ist. 2) In der Landwirthschaft wird eine Lage neues Stroh, welche über ein altes Strohdach gelegt wird, ein Mantel genannt. 3) In den Gießereyen ist der Mantel die äußere Form zu den Gußwaaren, welche über den Kern geformt wird, und auch die Schale heißt. 4) In den Küchen wird der hervor ragende Rand der Feuermauer über den Herd, welcher den Rauch fasset, und ihn in den Schlund der Feuermauer leitet, so wohl der Mantel als der Schurz genannt. Engl. Mantel. Auch die Kamine haben mehrmahls solche Mäntel, und oft wird die ganze vordere obere Wand eines Kamines der Mantel genannt. 5) Am üblichsten ist dieses Wort von einem weiten Kleidungsstücke ohne Ärmel, welches über die gewöhnliche Kleidung getragen wird, und von verschiedener Länge ist. Im Mantel gehen. Einen Mantel tragen. Den Mantel anlegen, umnehmen. Der Regenmantel, Trauermantel, Gewehrmantel, Reisemantel, Deckmantel, Nachtmantel u.s.f. Auch die Saloppen des andern Geschlechtes sind eine Art Mäntel. Das Manteltragen, eine Strafe für gemeine Soldaten in einigen Ländern, da sie zehen, zwölf und mehrere Wachmäntel eine oder mehrere Stunden umnehmen müssen. Den Mantel nach dem Winde hängen, sich in die Zeit schicken, eine von den kurzen Reisemänteln hergenommene Figur. Der Spanische Mantel, eine Art Leibesstrafe, welche in einem tiefen und schweren Zober bestehet, welchen der Schuldige vermittelst eines in dem Boden befindlichen Loches auf den Achseln träget.

[67] Anm. Schon bey dem Stryker Mantel, im Angels. Mäntel, im Engl. Dän. und Schwed. gleichfalls Mantel, im Franz. Manteau, im Span. Manta, im Ital. Manto und Mantello, schon bey dem Plautus Mantelium, bey dem Festus Mantilium, Mantellum, Mantile. Dem Servius zu Folge waren Mantelia und Mandilia bey den Römern auch eine Art zotiger Tischdecken, welches die allgemeine Bedeutung der Bedeckung bestätiget, so wie das Engl. to mantle, die Federn ausbreiten, mit den Federn bedecken. Die Sylbe -el ist auch hier die Ableitungssylbe, welche ein Werkzeug oder Subject bedeutet. In dem Arabischen ist Mantil ein Schweißtuch. Kero nennt einen Mantel noch Lahhan, Laken, und der Verfasser des Schwabensp. bestimmter Röcklachen. Im Nieders. ist Hoiken und Huseke ein Frauenzimmermantel, vielleicht eben der, welcher im Oberdeutschen eine Schaube heißt. S. auch Bemänteln und Vermänteln.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 67-68.
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