Orgel, die

[615] Die Orgel, plur. die -n, Diminut. das Orgelchen, ein musikalisches aus vielen Pfeifen zusammen gesetztes Instrument, welches die verlangten Töne vermittelst des künstlichen Windes hervor bringet, und am häufigsten, ja fast nur noch allein in den Kirchen gebraucht wird. Die Orgel spielen oder schlagen. Auf der Orgel spielen. Ingleichen der erhöhete Platz in den Kirchen, auf welchem sich die Orgel befindet. Auf die Orgel gehen. Auf der Orgel stehen. Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt, ist in der Geschützkunst die Orgel ein Geschütz, welches aus mehrern auf einem Blocke neben einander befestigten Flintenläufen bestehet, dessen man sich zuweilen noch auf den Schiffen bedienet.

Anm. Das Wort stammet aus dem Griech. οργανον her. Das unter diesem Nahmen bekannte musikalische Instrument ist alt, und kommt zuerst in Constantinopel vor, wo man sich desselben bey den gottesdienstlichen Musiken bediente. Pipin erhielt die erste Orgel, welche in der abendländischen Kirche bekannt wurde, als ein Geschenk von dem Kaiser Constantin. Kaiser Ludwig nahm 840 den Priester Gregor, welcher Orgeln nach Griechischer Art zu bauen versprach, mit vielen Freuden auf. Indessen ist leicht einzusehen, daß die damahligen Orgeln von den heutigen gar sehr verschieden waren, ob sie gleich in den wesentlichen Stücken mit ihnen überein kamen, und aus mehrern Pfeipfen bestanden, welche durch Blasebälge zum Tönen gebracht wurden. S. des Du Fresne Gloss. v. Organum. Ottfried gebraucht noch das Wort Organa, dessen Griechisches Original οργανον ehedem ein jedes musikalisches Instrument, und besonders eine Pfeife bedeutete. Psalterium ist genus Organi, ein Slahta Orgin sanges, heißt es bey dem Notker. Übrigens heißt eine Orgel im Ital. gleichfalls Organo, und im Engl. Organ.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 615.
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