Rost (4), der

[1168] 4. Der Rost, des -es, plur. doch nur zuweilen von mehrern Arten, die -e. 1) An den Metallen ist der Rost eine rauhe Erde, welche durch die Wirkung der Luft und des Wassers aus ihrer Mischung gesetzet wird, und sich als ein rauher, zuweilen lockerer Körper außen an die Metalle ansetzet. Alle Metalle, welche einer solchen Auflösung fähig sind, setzen daher auch einen Rost an. Der Kupferrost, welcher von grüner Farbe ist, und am häufigsten Grünspan heißt. Der Bleyrost, welcher eine weiße Farbe hat, und von welchem das Bleyweiß eine Art ist. Am bekanntesten und häufigsten ist der Eisenrost, welcher nur der Rost schlechthin genannt wird, weil das Eisen dieser Auflösung am meisten ausgesetzet ist, und eine braune oder bräunlich rothe Farbe hat. Der Rost zerfrißt das Eisen, obgleich solches nicht physisch richtig ist, indem der Rost bloß die Wirkung der von der Luft oder dem Wasser bewirkten Zerfressung oder Auflösung ist. Dem Roste ausgesetzet seyn. Rost setzen oder ansetzen, Rost bekommen. 2) In weiterer Bedeutung ist der Rost zuweilen ein gemeiniglich schwärzlicher oder bräunlicher Staub, welcher sich in manchen Fällen von außen an die Körper ansetzet. So ist im Bergbaue der Rost eine im Wasser aufgelösete Steinart, so fern sie mit dem Wasser aus den Gängen läuft, und sich als eine Rinde an das Gestein ansetzet; erzeugt sie sich aus herab tröpfelndem, mit Kalktheilchen geschwängerten Wasser, so heißt sie Sinter. In dem Gewächsreiche ist der Rost ein Nahme verschiedener fehlerhafter Zufälle. Bey dem Getreide ist es ein gelbrother, kleberiger Staub, der sich an den Halm und Balg hängt, und das Korn austrocknet. An einigen Orten nennet man ihn den Mehlthau, vermuthlich weil man ihn von demselben herleitet, und an noch andern den Brand, ungeachtet er eigentlich der erste Grad des eigentlichen Brandes zu seyn scheinet. Im Französ. heißt er Rouille, im Ital. Robbiga, und im Engl. Mildew. Die Blumisten unterscheiden an den Nelken[1168] den gelben Rost von dem weißen. Der letztere ist ein weißer Flecken an den Blättern der Nelken, welcher immer weiter um sich frißt, und der Pflanze endlich den Tod bringt. Der gelbe Rost betrifft zunächst die Wurzel, und ist eigentlich der erste Grad der Fäulniß, wobey sie ein gelbe Farbe bekommt. Oft zeiget sich auf den Blättern der Bäume ein braunes Pulver, welches man gleichfalls den Rost nennt; und so vielleicht noch in andern Fällen mehr.

Anm. In der ersten Bedeutung bey dem Kero Rosomon, im Tatian schon Rost, im Nieders. Angels. Engl. Rust, im Dän. und Schwed. Rost, im Ungar. Rosda, im Finnl. Ruoste, im Pohln. Rdza, im Böhm. Rez. Mit andern zum Theil verwandten Endlauten im Isländ. Rid, im Wallis. Rhwd, Rhydni, im Latein. Rubigo, im Ital. Rubigine, Ruggine, im Franz. Rouille, im Angels. Ragu, wohin auch die Lat. Aerugo und Ferrugo gehören, und im Griech. ερυσιβƞ, ερυσαβƞ, wo ρυς die Stammsylbe ist. Der gemeinsten Meinung nach hat der Rost seinen Nahmen von der röthlichen, rothbraunen Farbe des Eisenrostes, als der häufigsten Art; und diese Ableitung hat allerdings vieles für sich. Noch wahrscheinlicher ist die Ableitung von rauh und rauch, der wesentlichen Eigenschaft aller von dem Roste angegriffenen Körper, welcher Begriff sich mit veränderten Endlauten auch in Räude, Kruste, Krätze u.s.f. befindet. Allein es gibt der Begriff der Auflösung, der Zerfressung einen noch weit bequemern Stammbegriff ab, da es denn mit dem Niederdeutschen Neutro rotten, verwesen, Holländ. roesten, Eines Stammes seyn würde. Siehe Reißen, Fressen, 2 Rösten, Rosten und Rotten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1168-1169.
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