Schlagen

[1494] Schlagen, verb. irreg. ich schlage, du schlägst, er schlägt; Imperf. ich schlug, Conj. schlüge; Mittelw. geschlagen; Imperat. schlage, schlag. Es ist seiner Natur nach eine unmittelbare Onomatopöie, welche einen Laut, der aus einer schnellen und heftigen Bewegung entstehet, genau nachahmet, und in allen den Fällen gebraucht wird, welche mit einem solchen Laute verbunden sind, oder doch, erst damit verbunden waren, und unter demselben gedacht werden; daher denn die vielfachen, dem Anscheine nach so verschiedenen Bedeutungen rühren. Der Form nach ist es ein Intensivum von lagen, legen, welches die meisten Veränderungen dieses Zeitwortes, doch in einem schwächern Grade ausdruckt, wo die Intension durch den vorgesetzten Zischlaut angedeutet wird. Es ist in doppelter Gestalt üblich.

I. Als ein Neutrum, den dem Worte schlagen eigenthümlichen Laut aus sich hervor bringen, oder von sich geben. Da dabey verschiedene Grade der eigenen Thätigkeit oder des leidenden Verhaltens Statt finden, so wird es hier bald mit dem Hülfsworte seyn, bald auch mit dem Hülfsworte haben gebraucht.

1. Mit dem Hülfsworte seyn, wo die Veränderung mehr leidend ist.

1) Heftig und schnell fallen, mit einer Heftigkeit und Schnellkraft an ein anderes Ding beweget werden; wo immer auf den eigenthümlichen Laut gesehen wird, der es von fallen, stoßen, springen u.s.f. unterscheidet, daher schlagen nur von Körpern von gewisser beträchtlicher Länge und Breite gebraucht wird, wenn sie plötzlich und mit Heftigkeit gegen einen andern Körper beweget werden, so daß der damit verbundene Laut dem Worte Schlag gleich kommt. Hinschlagen, niederschlagen, plötzlich zu Baden fallen. Das Kind ist mit dem Kopfe auf einen Stein, an die Wand geschlagen. Der Baum ist zurück geschlagen, wenn er durch seine eigene Schwere oder Schnellkraft plötzlich und mit Gewalt zurück getrieben wird.

2) In weiterer Bedeutung mit Heftigkeit und Gewalt beweget werden. Das Wasser schlug ihm über den Kopf zusammen. Die Löhe, die Flamme schlägt in die Höhe.


Und über die ehernen Säulen

Schlug ein schweflichter Dampf mit blauen Flammen vermischet,

Zachar.


Der Wind schlägt in die Segel, wo aber auch, wenn man sich mehr eigene Thätigkeit dabey gedenkt, das Hülfswort haben Statt findet. Die Wellen schlagen in das Schiff. Man hat Spuren, daß es ehedem auch von einer schnellen Bewegung oder Ausdehnung in die Länge und Breite gebraucht worden, von welcher Bedeutung ohne Zweifel noch das Hauptwort Schlag abstammet, wenn es von einer an einander hangenden Fläche gebraucht wird. (S. dasselbe.) Vermuthlich gehöret dahin auch die im gemeinen Leben übliche R.A. den ganzen geschlagenen Tag, d.i. den ganzen Tag seiner völligen Dauer und Ausdehnung nach. Ingleichen von einer Bewegung in die Ründe. Daher ist bey dem Frischlin Schlägelin ein Kranz, Ring, und bey dem Pictorius Schlägel eine Gasterey, welche im Kreise herum gehet; ein Kränzchen.[1494] Wie auch in die Tiefe, wovon Schlag, ein Graben, Schlucht u. a. m. abstammen.

3) Oft verliert sich der Begriff der Heftigkeit, und da wird dieses Zeitwort figürlich sehr häufig von gewissen schnellen Veränderungen gebraucht, deren Mechanismum man nicht einsiehet, oder doch damahls nicht einsahe, als man sie durch dieses Zeitwort auszudrucken anfing. Die Tinte schlägt durch, wenn die schnell auf der andern Seite des Papieres sichtbar wird. Die Bäume schlagen aus, die Blattern schlagen ein, mit Schimmel beschlagen, das Bier schlägt um, die Arzeney schlägt an, und so in andern Zusammensetzungen mehr. Das Korn schlägt in die Höhe, ist in die Höhe geschlagen, steigt plötzlich im Preise; der Gegensatz ist fallen. Die Sache ist fehlgeschlagen, nicht hat, wie von vielen geschiehet. Eine Person ist aus der Art geschlagen, wenn sie ihre natürliche oder gehörige Beschaffenheit plötzlich verloren hat. (S. Schlag, Schlachten, Geschlecht, welche beyden letzten Intensiva davon sind.) Dieß schlägt nicht in mein Fach, gehört nicht hinein. Der Dampf ist mir auf die Brust geschlagen, wo man auch fallen gebraucht. Der Frost schlägt mir in die Glieder. Es ist ein Fieber dazu geschlagen. Der kalte Brand ist dazu geschlagen. Es könnte noch ein anderes Unglück dazu schlagen.

2. Mit dem Hülfsworte haben, in solchen Fällen, wo mehr eigene Thätigkeit und Mitwirkung Statt findet, welche Form denn die Verbindung mit dem folgenden Activo ausmacht. Es bedeutet hier eigentlich, den diesem Zeitworte eigenthümlichen Laut hervor bringen, und nach der ersten und nächsten Figur solche Handlungen vollbringen, welche mit diesem Laute verbunden sind. Es wird hier von mehrern Arten der Laute gebraucht.

1) Als ein mit Knallen gleichbedeutendes Wort. Eine Büchse schlägt stark, oder führt einen guten Schlag, wenn sie gut knallt. Es that einen heftigen Schlag, sagt man von einem heftigen Knall des Donners, oder Donnerschlage. Der Donner schlägt in ein Haus, wenn der Blitzstrahl mit einem Schlage in dasselbe fähret. So auch in den Zusammensetzungen einschlagen und erschlagen, so fern sie von dem Donner oder Blitze gebraucht werden.

2) Von anderer Art ist der Schlag oder das Schlagen der Vögel, welches eine Art des Gesanges ist, der doch von dem Singen, Schmettern u.s.f. noch unterschieden werden muß. Die Wachtel, die Nachtigall, der Fink, die Lerche, der Canarien-Vogel schlagen.


Im innersten dicken Gehölze

Schlägt der schmetternde Fink aus hangenden Buchen,

Zachar.


Die Taube lacht und girret, die Wachtel schlägt,

Haged.


3) Auch die Hunde schlagen, wenn sie bellen, wenigstens wird es in dem bey den Jägern üblichen anschlagen von dem laut werden der Jagdhunde in diesem Verstande gebraucht. Ja man hat Spuren, daß es ehedem auch von gewissen Arten der menschlichen Stimme gebraucht worden, wenigstens leiden das veraltete kaufschlagen, durch Worte handeln, und rathschlagen diese Erklärung.

4) Wenn sich ein Körper plötzlich und heftig gegen den andern bewegt, so daß der Laut entstehet, welcher diesem Zeitworte eigen ist, so schlägt er. (a) Eigentlich. Das Hämmern schlägt ihm die Ohren voll, Sir. 38, 30; welche Stelle ein deutlicher Beweis ist, daß mit diesem Worte zunächst auf den Schall gesehen wird. Die Wellen schlagen an das Schiff. Der Wind schlägt in die Segel. (b) Figürlich. α) Durch Schlagen andeuten. Die Uhr schlägt, deutet durch ihren Schlag die Zeit an. Es hat sechs geschlagen. Es wird bald neun schlagen. Wie viel hat es[1495] geschlagen? Es nähert sich hier sehr dem Activo; indessen wird es doch niemahls im Passivo gebraucht. β) Sich heftig bewegen, wo sich die Onomatopöie nach und nach verlieret und der bloße Begriff der Bewegung übrig bleibt. In diesem Verstande sagt man, der Puls schlägt, das Herz schlägt. O wie fing nunmehr ihr Herz an zu schlagen! Ja fühle, wie mir bey seinem Nahmen das Herz schlägt, Weiße. Dieß Herz, das so sanft schlägt.


Er, dessen edle Brust für mich voll Liebe schlug,

Weiße.


Nach einer noch weitern Figur. Das Herz schlug David, 2 Sam. 24, 10; vor Unruhe, Gewissensangst. Das Gewissen schlägt ihm, wenn es erwacht; wo viele es unrichtig mit der vierten Endung verbinden, in welchem Falle es das folgende Activum seyn würde, welches es doch nicht seyn kann, weil man nicht sagt, von dem Gewissen geschlagen werden. γ) Nach noch weitern Figuren wird es in verschiedenen besondern Redensarten gebraucht, wo zunächst auch nur eine schnelle Bewegung angedeutet werden soll. In sich schlagen, seinen Zustand, und besonders sein Unrecht lebhaft erkennen, eigentlich schnell in sich zurück kehren; wo aber auch wohl das Hülfswort seyn Statt finden könnte, je nachdem man mehr oder weniger eigene Thätigkeit dabey voraus setzt. Da David den Zipfel Sauls hatte abgeschnitten, schlug er in sich, 1 Sam. 24, 6. Den Blick zur Erde schlagen, schnell zur Erde richten; wo es zwar die vierte Endung bey sich hat, aber als ein Neutrum angesehen werden kann, weil man nicht sagen wird, der Blick wird zur Erde geschlagen. Allein das Reciprocum sich schlagen für wenden, richten, wird mit mehrerm Rechte zum Activo gerechnet, (S. dasselbe.) Wurzeln schlagen, treiben, bekommen. O Liebe, wie tief hat dein Same Wurzel geschlagen! Weiße. Im Niedersächsischen bedeutet schlagen auch achten, aufmerken, nach einer sehr gewöhnlichen Figur, nach welcher die meisten Wirkungen des Geistes von der Bewegung entlehnet sind. Nicht auf eine Sache schlagen, d.i. achten. Unser Anschlag und überschlagen, überrechnen, überdenken, scheinen noch davon herzustammen.

II. Als ein Activum. 1. Einen Körper von einer gewissen Länge und Breite mit solcher Geschwindigkeit und Heftigkeit gegen den andern bewegen, daß der dem Worte schlagen eigenthümliche Schall entstehe.

1) Eigentlich. Mit dem Hammer an die Thpr schlagen. Mit dem Stabe in das Wasser schlagen. Die Hände über dem Kopfe zusammen schlagen. Die Arme, die Hände in einander schlagen. Sich an die Brust schlagen. An die Glocke schlagen. In Stücke schlagen. Mit dem Schwerte darein schlagen. Etwas zu Boden schlagen. Und so von sehr vielen Handlungen, welche mit einem Schlagen verbunden sind. Einen Schuh über den Leisten, einen Pfahl in die Erde, einen Nagel in die Wand schlagen. Der Buchbinder schlägt die Bücher, der Weber das Tuch im Weben, der Wollkämmer die Wolle, der Ballspieler den Ball. In einigen Oberdeutschen Gegenden schlägt man auch die Regel, welche man im Hochdeutschen schiebt. Einem etwas aus der Hand schlagen. Nach einer sehr gewöhnlichen Figur bedeutet es sehr häufig einem Dinge durch Schlagen eine gewisse Zubereitung geben, es durch Schlagen hervor bringen u.s.f. Den Tact schlagen, durch Schläge mit der Hand andeuten. Die Uhr schlägt die Stunden, wenn sie selbige durch Schläge auf die Glocke andeutet, (S. das vorige Neutrum.) Holz schlagen, so wohl es fällen, als es auch zu gröbern Scheiten, in Klafterscheiten hauen. Öhl schlagen, es durch Stampfen aus gewissen Samenkörnern heraus bringen. Feuer schlagen. Münzen, Geld schlagen. Gold schlagen, es zu dünnen Blättern schlagen. Geschlagenes Gold. Ans Kreuz schlagen, für nageln. Eines Nahmen an den Galgen schlagen,[1496] nageln. Ein Pflaster schlagen, es verfertigen, weil solches vermittelst des Schlagens oder Stoßens geschiehet. Wohin denn vermuthlich auch die Redensarten gehören, eine Brücke schlagen, das Lager schlagen oder aufschlagen, weil beyde Handlungen ein häufiges Schlagen erfordern. Die Trommel, die Pauken, die Orgel schlagen. Lärm schlagen, Marsch schlagen, den Zapfenstreich schlagen, auf der Trommel. Jemanden zum Ritter schlagen. Kessel schlagen, sie durch Schlagen hervor bringen. Eyer in die Suppe schlagen. Eine Ader schlagen, sie mit dem Schnepper öffnen. Der Hirsch schlägt sein Geweih, wenn er es an den Bäumen abstreift. Und so in tausend andern Fällen mehr.

2) In engerer Bedeutung, aus Rache oder zur Züchtigung schlagen, wo diese Zeitwort entweder die bloße flache Hand, oder einen Stock oder doch ähnliches Werkzeug voraus setzt.

(a) Eigentlich. Jemanden schlagen. Nach jemanden schlagen. Jemanden in das Gesicht, auf den Backen schlagen. Jemanden auf das Maul, hinter die Ohren schlagen, in der niedrigen Sprechart. Jemanden mit dem Stocke, mit dem Prügel schlagen. Zuweilen, besonders in der anständigern Sprechart, wird es als ein allgemeiner Ausdruck gebraucht, die meisten Arten der Auslassung seines Unwillens an dem Leibe des andern zu bezeichnen, sie geschehe mit welchem Werkzeuge sie wolle. Allein die gesellschaftlichen, noch mehr aber die niedrigen Sprecharten sind ungemein reich an Ausdrücken, diesen Begriff nach allen nur möglichen Schattirungen zu bezeichnen. Der Ausdrücke peitschen, geißeln, prügeln u.s.f. zu geschweigen, welche eine Peitsche oder Ruthe, eine Geißel, einen Prügel voraus setzen, hat man in den gemeinen Sprecharten die Ausdrücke wammsen, laschen, hallaschen, kallaschen, dreschaken, pelzen, koranzen, karnüffeln, karbatschen, huschen, deffen, wicksen, weifen, schmieren, abschmieren, fuchteln, gärben, keilen, lausen, ledern, pauken, zudecken, walken, und hundert andere mehr, wozu noch die Niederdeutschen knüffeln, tageln, knüppeln, kranzheistern, wollen, klabastern, kasterviolen, bumfasen, bummsen, holstern, gallern, bösten, dolwen, fitjen, knirrfitjen, kurwachteln, pisacken, schrallen u.s.f. gehören.

(b) Figürlich. α) Züchtigen, strafen, plagen; besonders in der biblischen Schreibart. Mit Blindheit schlagen, 1 Mos. 19, 11. Das Volk mit Pestilenz schlagen, 2 Mos. 9, 15. Ein geschlagener Mann, theils ein geplagter, theils auch ein zu Grunde gerichteter; in dieser letzten Bedeutung vermuthlich von der R.A. zu Boden schlagen. β) Verwunden; eine in den gewöhnlichen Sprecharten veraltete Bedeutung, welche noch häufig in der Deutschen Bibel vorkommt. Ich kann schlagen und kann heilen, 5 Mos. 32, 39. Die Jäger gebrauchen es noch von den wilden Schweinen, wenn sie mit ihren Hauzähnen verwunden. Von einer Sau geschlagen werden, verwundet. γ) Tödten; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, welche noch zum Theil in erschlagen üblich ist. Schon bey dem Kero und Ottfried slahan, im Engl. to slay, im Angels. slaan. In der Deutschen Bibel kommt sie gleichfalls noch vor. Ich will hinfort nicht mehr schlagen alles was da lebet, 1 Mos. 8, 21. Gott schlug den Usa um seines Frevels willen, daß er starb, 2 Sam. 14, 6. Das Intensivum schlachten ist noch in einigen Fällen dafür gebräuchlich. Auch sagt man noch im gemeinen Leben jemanden todt schlagen, für ihn tödten, es geschehe auf welche Art es wolle, (S. Todtschlag.) Bey den Jägern schlägt auch der Raubvogel seinen Raub, wenn er ihn fängt und tödtet. δ) Sich schlagen, mit einander kämpfen, es geschehe nun mit der bloßen Hand oder mit welchen Waffen es wolle. Sich auf Leib und Leben schlagen. Sich mit Pistolen, mit dem Degen schlagen. Wo es auch wohl das[1497] Zeitwort schlagen absolute und ohne Reciprocation gebraucht wird; sie wollen schlagen, d.i. sich schlagen. Es wird auf diese Art nicht nur von Zweykämpfen einzelner Personen gebraucht, sondern auch von den Gefechten ganzer Haufen und Kriegsheere. Zwey Armeen haben sich geschlagen, wenn sie sich eine Schlacht geliefert haben, (S. dieses Wort.) Wo es doch absolute und ohne Reciprocation beynahe noch üblicher ist. Die Armee will morgen schlagen, macht sich zum Schlagen fertig. Mit dem Feinde schlagen. Das Dorf, bey welchem der General Weißmann so glücklich geschlagen hat. Hingegen in mehr activer Form, und folglich auch mit der vierten Endung, ist, den Feind schlagen, den Sieg über ihn erfechten, wo es von allen Kriegshaufen, ohne Rücksicht auf ihre Stärke, d.i. so wohl von kleinern Haufen als von ganzen Kriegsheeren, ingleichen so wohl von dem Kriege zu Lande, als zur See gebraucht wird. In die Flucht geschlagen werden. Den Feind aus dem Felde schlagen. Bey Tschesme wurde die Türkische Flotte geschlagen. Von Zweykämpfen einzelner Personen ist es in dieser Bedeutung nicht üblich.

2. Ferner wird dieses Wort von sehr vielen Arten schneller und mit Heftigkeit verbundener thätiger Bewegungen gebraucht, welche mit diesem Schalle verbunden sind, oder doch unter demselben gedacht werden. Das Pferd schlägt hinten aus. Der Vogel schlägt mit den Flügeln, das wilde Schwein mit dem Kopfe und den Hauzähnen. Der Raubvogel schlägt seine Klauen in den Raub.


Der Vogel Jupiters schlägt so die mächt'gen Krallen

In ein geputztes Lamm zum Wettlaufpreis bestimmt,

Zachar.


wo nur das Wort Kralle für die erhabene Schreibart zu niedrig ist. Einen Verbrecher in Fesseln schlagen, intensive für legen.

Wohin auch die figürlichen Redensarten gehören, sich etwas aus den Gedanken schlagen, es zu vergessen suchen.


Ich will mir Sylvia aus den Gedanken schlagen,

Gell.


Schlagen sie sich das Mädchen aus dem Kopfe. Schlage von dir die Traurigkeit, Sir. 38, 21; eine ungewöhnliche Wortfügung. (S. auch Entschlagen.) Etwas in die Schanze schlagen, es der Gefahr des Verlustes aussetzen, (S. Schanze.) Etwas in den Wind schlagen, es nicht achten. Eines Ermahnungen in den Wind schlagen.


Die Liebe schätzt nur die Gemüther

Und schlägt den Reichthum in den Wind,

Rost.


Oft vermindert oder verliert sich der Begriff der Heftigkeit, so daß nur der Begriff der Geschwindigkeit übrig bleibt, der doch auch oft geschwächt wird, wenn nur die Ähnlichkeit des Lautes oder des Schalles bleibt. Die Füße übereinander, die Arme in einander schlagen. Er hatte seinen Arm um meinen Nacken geschlagen. Das Salz in Körbe schlagen, mit der Schaufel in die Körbe schaufeln. Das Bier in Fässer schlagen, füllen. Den Mantel um das Gesicht schlagen. Ein Blatt Papier um etwas schlagen. (S. Umschlag.) Ein Buch aufschlagen. Die Kupfer aus einem Buche heraus schlagen. Ein Löwe mit ausgeschlagener oder vorgeschlagener Zunge. Etwas durch ein Sieb, durch einen Durchschlag schlagen, treiben. Ein Rad schlagen. Hochmüthig schlug ein Pfau sein Rad, Schleg. (S. Rad.) Einen Knoten schlagen. Sich zusammen schlagen, sich versammeln und verbinden. Die Schweine in die Mast schlagen, treiben.

Besonders für wenden, richten, doch immer mit einer Intension. Die Augen, das Angesicht zur Erde schlagen. (S. auch Niederschlagen.) Die Augen in die Höhe schlagen. Besonders als ein Reciprocum. Sich linker Hand, sich rechter Hand schlagen,[1498] wenden. (S. Legen, besonders wenn es von Schiffen gebraucht wird, wovon schlagen das Intensivum ist.) Sich zu dem Feinde schlagen. Sich ins Mittel schlagen, wofür man auch legen gebraucht.

Oft verliert sich auch alle Spur der Geschwindigkeit, und da bleibt schlagen ein bloßes Intensivum von legen, vielleicht nur um des Nachdruckswillen, Zoll auf etwas schlagen, legen. Der Kaufmann schlägt die Unkosten auf seine Waaren. Etwas zum Capitale schlagen. S. auch Unterschlagen.


Schlagt auf ewer Armbrost ein Polz,

Theuerd. Kap. 71,


für legen. Und so in vielen andern einzelnen Fällen mehr.

Daher das Schlagen, ingleichen die Schlagung, doch letzteres in einigen Bedeutungen des Activi.

Anm. Bey dem Ulphilas slahan, im Isidor, Kero u.s.f. slagan, slahan, im Nieders. slaan, im Angels. slegan, slan, im Schwed. slå, welches auch noch in weiterer Bedeutung liegen, senden u.s.f. bedeutet. Es ist ein in dem verstärkten Laute gegründetes Intensivum von legen, wo die Intension durch den vorgesetzten Zischlaut angedeutet wird, so wie schlachten, schlacken u.s.f. wieder Intensiva von schlagen sind. In einigen Oberdeutschen Gegenden, z.B. im Österreichischen, gehet es regulär, ich schlagere, für ich schlug. Unsere irreguläre Form rühret, wenigstens im Imperfecto, von einem veralteten Zeitworte slůagen, schlagen, her, welches noch bey dem Ottfried vorkommt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1494-1499.
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