Schneider, der

[1598] Der Schneider, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Schneiderinn. Von dem vorigen Zeitworte. 1) Überhaupt, derjenige, welcher schneidet; wo es doch nur in manchen Zusammensetzungen üblich ist. Der Futterschneider, welcher Futter oder Häcksel schneidet. So auch der Bretschneider. 2) In engerer Bedeutung, dessen vornehmste Beschäftigung im Schneiden bestehet; gleichfalls nur in Zusammensetzungen. Der Bruchschneider, Steinschneider, Stämpelschneider, Stahlschneider, Holzschneider, Formenschneider, Leistenschneider. Gewandschneider, Schweinschneider, Beutelschneider u.s.f. 3) In der engsten und gewöhnlichsten Bedeutung verstehet man unter Schneider schlechthin einen zünftigen Handwerker, welcher allerley Kleidungsstücke aus gewebten Zeugen verfertiget, wo die Benennung nur von einem Theile seiner Arbeit, nähmlich dem Zuschneiden entlehnet ist, die man aber ehedem für die wichtigste gehalten haben muß, weil das Zeitwort sniden im Schwabenspiegel auch von dem Ausbessern eines Kleides gebraucht wird. Eben so hieß dieser Handwerker im Niederdeutschen ehedem Schröder, Schröter, von schroten, schneiden, Schwed. noch jetzt Skräddare, im mittlern Latein. Cisor, und noch jetzt im Franz. Tailleur. Daher der Schneiderbursch, Schneidergesell, die Schneiderarbeit, Schneiderlohn u.s.f. Ingleichen der Leibschneider, Hofschneider,[1598] Hausschneider, Mannsschneider, Frauenschneider, Zeltschneider, Jagdschneider u.s.f. Da diese Handwerker, vermuthlich wegen der von ihrer sitzenden Lebensart herrührenden schwachen Beschaffenheit ihres Körpers, bey den übrigen stärkern Deutschen sehr frühe verächtlich geworden, so wird es auch noch jetzt in manchen Fällen gebraucht, etwas Verächtliches in seiner Art zu bezeichnen. So nennen Jäger die geringen, unjagdbaren Hirsche Schneider, und in manchen Spielen ist der Schneider derjenige, welcher nicht bloß das Spiel verlieret, sondern auch nicht einmahl eine gewisse geringe Anzahl Augen hat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1598-1599.
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