Storch, der

[406] Der Storch, des -es, plur. die -Störche, ein hochbeiniger Sumpfvogel mit einem langen, geraden, etwas zugespitzten Schnabel, welcher Schlangen, Frösche u.s.f. frißt, sich in August aus unsern Gegenden verliert, und im Frühlinge wiederkommt; Ardea Giconia Linn. Der weiße mit schwarzen Schwungfedern, nistet auf Häusern, Thürmen und abgekappten Bäumen, und wird, weil, er in seinem Neste oft mit den Schnabel klappert im gemeinen Leben auch der Klapperstorch, in der Mark der Kleppner, Kneppner genannt. Mit frohem Geklapper


Hebt sich der Storch vom dornichten Nest,

Zach.


Mit den Störchen im Prozesse liegen, im gemeinen Leben, dünne Beine ohne Waden haben, wie die Störche. Der Storch, Kranich und Reiher sind sehr nahe verwandt und Vögel eines Geschlechtes.

Anm. Im Nieders. Dän. Schwed. und Engl. Stork, im Angels. Storc. Viele leiten den Nahmen von σοργη, kindliche Liebe her, weil man schon vor alten Zeiten viele Mährchen von der Liebe der jungen Störche gegen die alten erzählet hat; eine Ableitung, deren bloße Anführung zu ihrer Widerlegung genug ist. Wahrscheinlicher hat er den Nahmen von seiner Größe oder vielmehr Höhe, von dem alten stor, groß, noch jetzt im Nieders. stur, oder auch von stören, ehedem storen, im Oberdeutschen noch storgen, so fern es ursprünglich einer Onomatopöie des Geräusches war, wegen des klappernden Geräusches, welches er mit seinem Schnabel macht. In Nieder-Deutschland ist dieser Vogel unter dem Nahmen Adebar, im Bremischen Eber, im Braunschweig. Heilebart, in der Prignitz Alebar, in andern Gegenden Aarjebar, im Holländ. Oyevaer, bekannt, welche Nahmen dem Wachter zufolge einen Zugvogel bedeuten sollen, von einem alten celtischen Ad, Ed, Vogel, (S. Eidervogel) und fahren, reisen. In einigen Gegenden wird er auch Reinike genannt, vielleicht mit Reiher aus Einer Quelle,[406] wegen seines langen Schnabels und seiner hohen Beine, und in andern Hainotter. Im Arabischen heißt er Al Koko, und in Ägypten wird eine daselbst einheimische Art Störche κουκουφά genannt, welcher Nahme, der mit dem Latein. Ciconia verwandt ist, entweder auch eine Onomatopöie seines Geklappers ist, oder von köken, speyen, im Malabar. kakkum, herkommt, weil dieser gefräßige Vogel das zum Überflusse gefressene wieder von sich gibt, daher auch der Reiher im Malabarischen kokku heißt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 406-407.
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