Wagen, der

[1334] Der Wagen, des -es, plur. ut nom. sing. oft auch die Wägen, ein Gerüst auf drey oder noch gewöhnlicher vier Rädern, Personen oder Lasten darauf fortzubringen. Die Räder unterscheiden ein solches Gerüst von einer Schleife und einem Schlitten, die Zahl der Räder aber von einem Karren. Auf einem Wagen fahren. Mit einem Wagen fahren. Mit dem Wagen stille halten. Mit dem Wagen umwerfen. Ein Wagen Holz, Steine, Mist u.s.f. Den Wagen abspannen, d.i. die Pferde vor denselben spannen. Sich auf den Wagen setzen, ehedem sich zu Wagen setzen. Das fünfte Rad am Wagen, eine überflüssige Sache. Die Pferde hinter den Wagen spannen, eine Sache verkehrt[1334] anfangen. Der Wagen am Himmel, ein Gestirn, welches unter dem Nahmen des Bären noch bekannter ist, schon bey dem Ottfried Vuagono, im Schwedischen karlsvagga. In dem Bergbaue ist der Wagen ein Maß der Holzkohlen, welches in einem Korbe von bestimmter Größe bestehet; ohne Zweifel, weil es so viel Kohlen enthält, als man ehedem auf einen Wagen zu laden pflegte.

Anm. Im Niedersächsischen Wagen, Wage, Wauge, im Englischen Wain, im Schwedischen Vaggn, alle von wegen in bewegen, so wie das bey dem Hesychius befindliche άγάννά, von άγειν, und das Lateinische Currus, von currere. Notker nennt den Wagen noch Reito, (S. Reisen und Reiten,) Willeram zusammen gesetzt Reitwagon, Ottfried aber schon Wagon. In Ansehung des Plurals ist der Gebrauch im Hochdeutschen getheilt, doch ist Wagen in den edlern, und Wägen in den gemeinern Sprecharten am üblichsten. Ein Diminutivum ist von diesem Worte nicht üblich, denn Wägelchen, welches man wohl zuweilen höret, ist nur den niedrigen Sprecharten eigen. Wagen ist der allgemeine Ausdruck; besondere Arten werden durch Zusammensetzungen näher bezeichnet, dahin gehören Erntewagen, Bauerwagen, Leiterwagen, Blockwagen, Rüstwagen, Lastwagen, Postwagen, Reisewagen, Staatswagen u.s.f. oder auch wohl durch eigene Nahmen, dahin Kalesche, Kutsche, Carosse u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1334-1335.
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