Wälzen

[1372] Wälzen, verb. reg. act. einen schweren Körper langsam um seine Achse drehen, und solcher Gestalt fortbewegen. Gemeiniglich gehöret zum Begriffe des Wälzens auch die Veränderung des Ortes, sehr oft aber wird es auch von der bloßen Bewegung um die Achse gebraucht, besonders, wenn sie langsam geschiehet. Wer wälzet uns den Stein von des Grabes Thür? Wolken von Puder wälzten sich gegen die Sonne, Zachar. Sich wälzen, wie manche Thiere. Figürlich, die Schuld von sich auf einen andern wälzen, schieben. Sich in allen Lastern wälzen, sich ihnen ohne Beobachtung einigen Wohlstandes überlassen. Oft auch das Wälzen, seltener die Wälzung.

Anm. Schon im Ottfried, Tatian u.s.f. uuelzan, uualzan. Der Ableitungslaut z deutet eine Intension an, die langsame Bewegung schwerer Körper um ihre Achse zu bezeichnen. Mit andern, aber ähnlichen Intensions-Sylben lautet dieses Wort bey dem Kero uualden, im Schwedischen välta, im Angelsächsischen weltan, im Niedersächsischen weltern, in den Slavonischen Mundarten waleti. Mit der bloßen Verdoppelung des l ist bey dem Ottfried uuallun, und im Englischen wallow, wälzen, S. Welle. Das einfache wehlen ist in einigen Niederdeutschen[1372] Gegenden noch für wälzen üblich, wo aber der Begriff freylich nur sehr allgemein und unbestimmt ausgedruckt werden kann, indem wal, wel jede kreis- oder wellenförmige Bewegung bezeichnet, welche erst durch Ableitungslaute näher bestimmt werden muß. Das Lateinische volvere unterscheidet sich gleichfalls nur durch diesen Ableitungslaut. S. auch Walgen, Wölben, Wallen, Welle u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1372-1373.
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