Catharina von Medicis

[245] Catharina von Medicis, die einzige Tochter des Herzogs Lorenz von Medicis, war 1519 zu Florenz geboren, vermählte sich mit Heinrich II. Könige von Frankreich, welcher 1559 starb, führte dann während der Minderjährigkeit ihres Sohnes Carls IX. der seinem Halbbruder Franz II. in der Regierung gefolgt war, die Reichsverwaltung von 1560 bis 1563, erhielt sie auch nach dessen Absterben 1574 wegen Abwesenheit des Königs Heinrichs III einstweilen wieder, und hatte bis an ihren Tod (1589) auf alle Staatsangelegenheiten einen wichtigen Einfluß. Sie ist nicht nur wegen ihres verabscheuungswerthen Charakters, sondern auch wegen ihres beträchtlichen Antheils an den damaligen Kriegen der Hugenotten oder Protestanten mit den Katholiken merkwürdig. Sie besaß zwar Staatsklugheit, große Talente und persönlichen Muth, war aber wollüstig, rachgierig, grausam, ränkevoll, abergläubisch, und doch ohne Religion, und wählte zur Befriedigung ihrer gränzenlosen Herrschsucht die schändlichsten Mittel. Um weder Hugenotten noch Katholiken gegen sich zu erbittern, begünstigte sie anfänglich bald die ersteren bald die letzteren, söhnte beide Parteien dem Scheine nach aus, entzweite sie aber in der That aufs heftigste, und suchte auf beider Trümmern ihre Herrschaft zu befestigen. Endlich erklärte sie sich ganz wider die Hugenotten. nahm thätigen Antheil an der Pariser Bluthochzeit, (1572. 24. August) [245] und übte gegen die unglücklichen Schlachtopfer des Fanatismus die empörendsten Grausamkeiten aus. Ihren Gemahl und noch mehr ihren Sohn beherrschte sie unumschränkt, und erzog den letztern absichtlich zur Grausamkeit und Wollust. Sie unterhandelte mit der Krone Spanien und dem Herzog von Alba schon lange vor der Bluthochzeit über die Vertilgung der Hugenotten, räumte die Häupter derselben durch Meuchelmörder aus dem Wege, vergiftete, wie man nicht ohne Grund vermuthet, ihren Stiefsohn Franz II. bemühte sich, die Bourbons, welche protestantisch gesinnt und meistentheils vortrefliche Leute waren, auf alle Weise zu stürzen; und würde noch entsetzlicher gewüthet haben, wenn die mächtige Faction der Herzoge von Guise, die zwar katholische Partei ergriffen hatten, aber doch die königliche Macht zu untergraben und sich zu Herrschern aufzuwerfen trachteten, ihr nicht beständig entgegen gearbeitet, und besonders unter Heinrich III. vor dessen Ermordung sie noch starb, ihren Wirkungskreis eingeschränkt hätten. Während der Herrschaft der Catharine von Medicis war das unglückliche Frankreich in das tiefste moralische und politische Elend versunken: die Finanzen waren erschöpft, der Kern der Nation im Kriege gefallen, und Ausschweifung und Verschwendung ohne Beispiel am Hofe eingerissen; und nur Heinrich IV. der bald nach ihrem Tode die Regierung erhielt, konnte das Reich von feinem nahen Fall retten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 245-246.
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