Euripides

[399] Euripides, der letzte unter den Trauerspieldichtern Griechenlands. (s. Aeschylus) Er war auf der Insel Salamin bei Athen 480 vor Chr. Geb. geboren, und lebte zugleich mit seinem Nebenbuhler, dem Sophokles, in Athen, den er verschiedene Mahle im dichterischen Wettstreit überwand. Er wendete sich dann an den Macedonischen Hof, und wurde hier im 75. Jahre seines Alters umgebracht. Seine Trauerspiele, von denen noch 20 übrig sind, tragen ganz das Gepräge der verfeinerten Cultur: die Schreibart ist gebildeter als die seiner Vorgänger, besonders des Aeschylus, der Ausdruck ist zärtlich und rührend, der Stoff sehr unterhaltend, die Charakterzeichnung treffend; allein in Rücksicht der Erhabenheit der Gedanken übertreffen ihn Sophokles und Aeschylus ungemein. Noch hat er einen ganz eignen Vorzug darin, daß er die abstracten Sätze der Moral, in der er es als ein Schüler des Sokrates weit gebracht hatte, nicht ohne glücklichen Erfolg auf die Bühne bringt; doch oft sind seine Stücke zu sehr mit Lehren und Sentenzen angefüllt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 399.
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