Die Manichäer

[52] Die Manichäer, eine philosophische Secte, welche vom Manes, einem Persischen Weltweisen aus der letzten Hälfte des 3. Jahrhunderts, gestiftet worden ist. Sie haben sich durch ihre Versuche, die Grundsätze ihrer Philosophie mit der christlichen Religion zu vereinigen, bekannt gemacht. Nach ihrer Meinung gab es zwei Grundwesen, ein gutes (das Licht) und ein böses (die Finsterniß), welches dem erstern in allen Stücken entgegen wirkt. Da sie glaubten, daß die Seele, welche von dem guten Princip herstamme, durch die List des bösen mit dem Körper verbunden worden (der, so wie die ganze Materie, als das Werk des bösen Princips, verderbt und [52] bösartig sei), so urtheilten sie auch zugleich sehr geringschätzig von dem menschlichen Körper. Ihre Moral war sehr streng und befahl, durch Ausrottung jedes körperlichen Triebes die Seele von den Fesseln des Körpers zu befreien und so zu dem Grundwesen des Lichts zurückzuführen. Vorzüglich im Morgenlande hatte diese Secte zahlreiche Anhänger, die sich späterhin (im 11. und 15. Jahrhunderte) auch sogar bis nach Italien und Frankreich verbreiteten. Doch oft führten die Anhänger des Manichäismus ganz andere Namen.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 52-53.
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