Luigi Marchesi

[67] Luigi Marchesi, auch Marchesini genannt (geb. zu Mailand ungef. 1755), einer der beruhmtesten Italiänischen Sänger und Castraten. Schon in der zartesten Kindheit zeigte er sich als Virtuos auf dem Waldhorne; allein von Kunstverständigen aufgemuntert, verließ er heimlich seinen Vater, ging nach Bergamo und unterwarf sich hier der Operation. Ungeachtet er hier vielfältigen Unterricht genoß, so scheint er doch die höchste Bildung in Deutschland und zwar in München, wohin er von 1775 – 77 ging, erhalten zu haben; denn nur als er von da wieder zurück in sein Vaterland kam, wurde er mit Erstaunen in den weiblichen Rollen gesehen, und besonders im Jahr 1779 zu Florenz und 1780 zu Mailand mit dem höchsten Enthusiasmus aufgenommen, so wie 1782 mit einer silbernen Denkmünze beehrt, welche die Akademie zu Pisa ihm zu Ehren hatte prägen lassen. In Turin, wohin er mit tausend Ducaten Gehalt berufen wurde, bot ihm der Kaiser von Rußland als Großfürst bei seiner damahligen Anwesenheit 5000 Ducaten Gehalt, wenn er ihm nach Petersburg folgen wollte; doch scheint er diesem Ruf erst 1786 [67] (nachdem er sich zu Rom, Lucca und auch 1785 zu Wien hören lassen) gefolgt zu sein, da er denn in Sartiʼs und der Todi Gesellschaft außerordentliche Geschenke erhielt. Berlin hörte ihn 1787; und 1788 war er zu London, wo er von den Entrepreneurs der Ital. Oper für einen Winter 1500 Pf. Sterl. eine Benefiz-Vorstellung, freien Tisch und Equipage erhielt. Seine Stimme wurde als sehr rein und hell angegeben, und in Ansehung des Vortrags hat man ihn sogar dem Farinelli vorgezogen. Dabei rühmt man seine schöne Declamation und Action, so wie auch seine nicht gemeinen Einsichten in die Musik. Er starb 1792 in Mailand.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 67-68.
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