Die Maskerade

[90] Die Maskerade, 1) ein öffentlicher Ball, auf welchem alle theilnehmende Personen auf mannigfaltige, oft seltsame Art verkleidet erscheinen. Die gewöhnlichste Kleidung ist ein so genannter Domino (s. diesen Art.) mit einer Maske vor dem Gesichte, davon die Maskeraden auch den Namen haben. Die Maskeraden pflegen nach Weihnachten anzufangen und dauern bis auf die Aschermittwoch. Sie rühren von den Katholiken her; da bei diesen mit der Aschermittwoche die großen Fasten anfangen und bis auf das Osterfest fortdauern, so haben sie die Maskerade erfunden, um sich in der Vorzeit noch ein mahl recht lustig zu machen. Catharina von Medicis, Gemahlin König Heinrichs II. von Frankreich (gest. 1589), wird für die Erfinderin der Maskenbälle gehalten. – Redouten sind mit Maskeraden synonim. – In der Folge hat man auch außer der Fastenzeit nicht nur in katholischen, sondern auch in protestantischen Ländern aus den Maskeraden eine Art Winter-Belustigungen gemacht. In England waren dieselben besonderr unter Heinrich VIII. Mode. Die Maske hat die Absicht, die Ungleichheit der Stände während des Balles auf zu heben; eine jede Maske, sei auch unter derselben ein Schneidergeselle versteckt, kann mit der vornehmsten tanzen. In unsern Gegenden bedient man sich, vorzüglich in den höhern Ständen, bei den Redouten oft bloßer Masken (am häufigsten halber Masken und bloßer Augen) vor dem Gesicht. 2) heißt auch Maskerade eine Anzahl verschiedener, aus mancherlei Taktarten bestehender, meisten Theils possirlicher und lächerlicher Melodien, welche zu einer Mummerei gesetzt sind.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 90.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika