Justus Möser

[155] Justus Möser. Dieser merkwürdige Mann, den man sehr passend mit Franklin verglichen hat, war 1720 zu Osnabrück geboren. Er studirte in Göttingen die Rechte, und erhielt dann in seiner Vaterstadt die Stelle eines Advocaten des Vaterlandes; im J. 1783 ward er Justizrath, geheimer Referendar des Bischofs zu Osnabrück und Syndicus der Ritterschaft, und hatte seitdem auf die Regierung des Landes einen wichtigen und unmittelbaren Einfluß. Seine Verdienste in Führung der Geschäfte waren überaus groß; als Sachwalter diente er sehr uneigennützig und gewissenhaft, und half besonders die Rechte des Armen gegen mächtige Unterdrücker verfechten. Ueberhaupt war er ein Muster der Arbeitsamkeit in seinem Beruf und der unerschütterlichsten Rechtschaffenheit. Ihm verdankt Osnabrück nicht nur große Erleichterungen im siebenjährigen [155] Kriege, sondern auch die Beförderung seines Wohlstandes durch viele treffliche Anstalten. Sein Umgang war voll Offenherzigkeit, Eleganz und Scherz. Unter den Deutschen Schriftstellern verdient er eine der ersten Stellen sowohl wegen des innern Gehalts seiner Schriften, als wegen des trefflichen in der That originellen Styls derselben. Er schrieb über Fehler und Verbesserung der Sitten, über öffentliche Anstalten, über Geschichte, Gegenstände des Staats-und bürgerlichen Rechts, und über mehreres, was für den Menschen und Bürger Interesse haben kann, mit Sachkunde, echt patriotischer Theilnahme und unerreichbarer Laune. Seine Osnabrücksche Geschichte ausgenommen, welche ein Hauptwerk für die ganze Deutsche Geschichte ist, bestehen seine Schriften meistens in kurzen aber zahlreichen Abhandlungen, welche zum Theil in den patriotischen Phantasien und den vermischten Schriften gesammelt sind, die Herr Nicolai 1797 nebst seinem Leben herausgegeben hat. Möser starb i. J. 1794.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 155-156.
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