Die Quäker

[507] Die Quäker, eine bekannte religiöse Secte, die vorzüglich in England und Nordamerika verbreitet ist. Ihr Ursprung fällt in die Mitte des vergangnen Jahrhunderts. Georg For, ein Schuster, der 1624 zu Dreyton geboren und ein Mann von finsterer und schwärmerischer Gemüthsart war, warf sich in jenen Zeiten der bürgerlichen Kriege in England zu [507] einem Sittenverbesserer auf. Seine ersten Anhänger waren meist niedrige und unwissende Leute, die sich anfangs durch die größten Sonderbarkeiten und Ausschweifungen verhaßt machten. Nachdem aber diese Auswuchse durch die bessern Einsichten eines Fischer, Barklai und Keith abgeschnitten worden waren, so wurde dieser Secte die öffentliche Religionsübung in England verstattet. Die Quäker nehmen ein inneres göttliches Licht in dem Menschen an, welches ihn über das, was recht und unrecht ist, belehre. Sie verachten den öffentlichen Gottesdienst und das dabei gewöhnliche Singen und Beten. In ihren Versammlungen herrscht eine allgemeine Stille, bis sich irgend Einer durch sein innres Licht veranlaßt fühlt, einen Vortrag zu halten; oft gehen sie aus einander, ohne daß auch nur Einer geredet hätte. Sie weigern sich, einen Eid abzulegen und der Geistlichkeit den Zehnten zu entrichten; sie vermeiden das Grüßen und überhaupt alle Höflichkeitsbezeigungen; sie führen eine sehr stille Lebensart und kleiden sich ganz einfach. Bei allen diesen Sonderbarkeiten sind sie aber gute und schätzungswerthe Unterthanen. Der Name Quäker (Zitterer) wurde ihnen zum Sport gegeben, weil Georg For als er einst vor Gericht erscheinen mußte, zu seinem Richter sagte:»zittre, Mensch, vor Gottes Gerechtigkeit!« Sie selbst nennen sich Freunde.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 507-508.
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