Ryßel

[371] Ryßel, (Franz Lille) im Departem. des Norden (Depart. du Nord); die Hauptstadt im Französ. Flandern, bekannt durch die starke Industrie, die die Einwohner – ungefähr 60,000 an der Zahl – hier belebt. Ihre Fabriken und Manufacturen, die alle Arten von Tuch und tuchartigem Gewebe, Zeug, Leinwand, Spitzen – mit Verfertigung der Spitzen und Kanten sind allein gegen 3000 Weibspersonen beschäftiget – die weit und breit bekannten Garn- und Zwirn-Fabrikate etc. liefern, veranlassen den beträchtlichsten Handel, der hier eben so stark, als ob es eine Seestadt wäre, betrieben wird. Viele ihrer Kaufleute sind Schiffsrheder (s. den Art. Rheder), und nehmen an den Ausrüstungen in den Häfen zu Dünkirchen, Calais und Ostende den thätigsten Antheil, so daß die Handlung von Ryßel nicht bloß nach allen Gegenden von Frankreich, Holland und den Niederlanden, sondern auch nach Deutschland, Italien, Portugal, England, Irland etc. sich erstreckt. Rings herum sind 200 Windmühlen, welche Schlagöhl von verschiedner Art verfertigen. Auch dient Ryßel – welches übrigens zugleich eine sehr bedeutende Festung ist, und ein Meisterstück von einer Citadelle, von dem berühmten Ingenieur Vauban, besitzt, auch durch schöne Gebäude und Straßen aufs angenehmste sich auszeichnet, als ansehnlicher Wechselplatz, den Städten Antwerpen, Brüssel und andern in den Niederlanden gelegnen Orten zum Vermittler, wenn diese auf Paris, London und Amsterdam zu beziehen haben.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 371.
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