Sierra Leone

[284] Sierra Leone: so nennt man den nordöstlichen Theil der Pfefferküste in Oberguinea in Afrika. Außer den Negervölkern, den ursprünglichen Bewohnern des Landes, haben sich verschiedene Europäer, des unseligen Sclavenhandels wegen, hier niedergelassen; vorzüglich aber errichteten die Engländer, von denen sich eine Gesellschaft unter dem Namen George-Bay Company zu diesem Endzweck formirt hatte, in den neuern Zeiten ein berühmtes Etablissement auf dieser Küste; die von ihnen erbaute Stadt wurde Freetown – Freistadt – zum Denkmahl freigewordener Sclaven – genannt, und hatte gegen 400 Häuser. Von den Franzosen wurde es nun zwar in dem Kriege 1794 größten Theils zerstört, allein die Britten ließen es dennoch nicht. Auch schien diese neue Stiftung im J. 1796 wieder aufs neue ihrem Untergange entgegen zu gehen, indem ein Theil der Colonisten – fast alle freie Neger, die man größten Theils aus Neu-Schottland, zum Besten des neuen Pflanzorts, nach Afrika transportirt hatte – unter dem Vorgeben von Bedrückung starke Unruhen anfingen, dem Gouverneur und Conseil allen Gehorsam aufkündigten, und eine neue Constitution errichten wollten. Allein glücklicher Weise wurden die Compagnie-Beamten, deren Macht zur Vertheidigung eben nicht groß war, durch ein angekommenes Englisches Schiff ansehnlich verstärkt, die Empörer besiegt, einige davon zum Tode verurtheilt, mehrere transportirt, und so die Ruhe glücklich wieder hergestellt. Einen großen Verlust erlitt noch die Compagnie durch den Tod des Aldermanns von Freetown, Thomas Cooper, von Afrikanischer Herkunft, den die Schwarzen als ihren Vater betrachteten und jetzt immer noch betrauern. – Die vornehmsten Producte dieser Colonie bestehen in Baumwolle, Reis, Zuckerrohr, Pfeffer, Ingwer und Kaffee; an Hausthieren giebt es Rinder, Schaafe (jedoch nicht mit Wolle, sondern mit einem sträubigen Haar versehen), Schweine, Enten, Hühner; an wilden Thieren: Löwen, Leoparden, Hyänen; Fische sind sehr häufig, darunter Hayfische, Delphine, Aale, auch sehr viel Austern etc.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 284.
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