Märtyrer

[5] Märtyrer, (von dem Griech. Worte μαρτυρία, Zeugniß) wurden eigentlich in der christlichen Religionsgeschichte diejenigen genennt, welche um Christus Lehre willen, und als Bekenner derselben die höchsten Martern und den Tod ertrugen; dann hießen auch im weitläuftigsten Sinne alle diejenigen so, welche um jener Lehre willen Verfolgungen, Schmähungen, Gefängniß etc., wenn auch nicht den Tod selbst, ausstehen mußten. Jene nun, welche den Tod so standhaft ertrugen, wurden im vorzüglichen Sinne Märtyrer (Blutzeugen) genannt, und ihnen zu Ehren wurde in der Folge der Tag ihrer Hinrichtung sehr feierlich begangen, auch an ihrer Grabesstätte (da man noch keine Kirchen hatte) Versammlungen gehalten etc. Man pflegte auch in der Folge das Leben, die Thaten, das Bekenntniß und Leiden solcher Märtyrer in einem besondern Buche, welches man Martyrologium nannte, aufzuzeichnen; jedoch hat man in diesen Martyrologien, so wie überhaupt in den Actis Sanctorum, eine so ungeheure Menge Irrthümer, Fehler und Widersprüche entdeckt, daß es schwer hält, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden. – Uebrigens wird, wie bekannt, jeder, welcher wegen gewisser Meinungen, die er standhaft behauptet, sehr verfolgt und gepeiniget wird, ein Märtyrer an dieser seiner Meinung genannt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 5.
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