Würzburg [2]

[508] Würzburg, am Main, in einer sehr angenehmen Gegend gelegen, mit ungefehr 21,400 Einwohnern, zwar ziemlich groß, aber doch meistens mit krummen und winkligen Straßen. Zu den merkwürdigsten Gebäuden gehören das schöne neue Residenzschloß; die Domkirche zu St. Kilian (des Stifters und Schutzpatrons, welcher auch an dem Orte, wo diese Kirche steht, ermordet wurde); das treflich eingerichtete Juliushospital (eins der schönsten Institute dieser Art). Vielleicht läßt sich auch noch hieher die Stift-Haugs-Kirche (zu St. Johann im Haug) rechnen, weil sie ein Model der Peterskirche zu Rom ist, und vorher an Schönheit, wegen der treflichen Gefäße, Crucifixe etc. von gediegenem Silber, bedeutender sein mochte, als in der neueren Zeit, wo die bayerische Regierung das meiste davon hatte nach München schaffen lassen. Die Festung Marienberg, oder Frauenberg, gleich vor der Stadt gelegen, mit einer treflichen Aussicht, ist merkwürdig wegen der sogenannten Leiste (einer gewissen Seite des Bergs), wo der berühmte Leistenwein den Namen, aber wol sehr oft nicht seinen Ursprung her hat. Dieser ganz vorzügliche auf dieser Seite gebaute Wein, wird eigentlich blos nur an den Hof, und etwa ein kleiner Theil an das Julius-Hospital abgeliefert; daher denn auch mancher ehrliche einfache Würzburger, mit dem Namen Leistenwein gestempelt, dafür verkauft und getrunken wird. Nicht minder bekannt für den Weintrinker ist der Steinwein, welcher auf dem jenem gegenüber liegenden Steinberge wächst. – Würzburg zählt auch zu seinen bedeutenden Bildungsanstalten vorzüglich die Universität, welche schon im Jahr 1591 gestiftet, aber in der [508] neueren Zeit 1803 wieder neu gegründet wurde, und eine ganz neue, von der gewöhnlichen Form abweichende Einrichtung erhielt. Auch wurde am 1. Jan. 1804 hier für die Lutheraner und Reformirten zugleich eine protestantische Kirche errichtet.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 508-509.
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