Babylon

[162] Babylon oder Babel, die Hauptstadt des von Nabopolassar um 625 v. Chr. gegründeten neuen babylon. oder chaldäischen Reichs, welches vom Perserkönige Cyrus erobert und 536 mit seinem Reiche vereinigt wurde, gehörte zu den berühmtesten und größten Städten des frühen Alterthums; doch bezeichnet jetzt nur noch ein ungeheurer Schutthaufen die Stätte ihrer vergangenen Herrlichkeit. Sie lag an beiden Ufern des Euphrat in einer großen Ebene, und soll der Semiramis, der Gemahlin des Königs Ninus, ihren Glanz und ihre vorzüglichsten Baue verdanken, unter denen die hängenden Gärten und der Tempel des Baal die berühmtesten waren. Die Stadtmauer soll 12 Meilen im Umfange, 200 Ellen Höhe, 50 in der Breite, 100 eherne Thore und 250 Thürme gehabt haben. Frühzeitig war B. der Sitz hoher [162] Cultur und babylon. Zeuche waren schon im alten Rom berühmt. Berüchtigt aber war es auch wegen der zügellosen Sitten seiner Bewohner. Als sich die Stadt gegen Ende des 6. Jahrh. v. Chr. unter dem Könige Darius Hystaspis empörte, ward sie nach zweijähriger Belagerung erobert und schmählich verheert; ihre Mauern wurden niedergerissen und immer mehr und mehr sank sie von ihrer Höhe herab. Alexander der Große, der sie zur Hauptstadt seines Reichs erheben wollte, starb, ehe er Zeit fand, seine Absicht auszuführen. – Babyloni sche Gefangenschaft der Juden wird die von Nebukadnezar, nach der Eroberung Palästinas im I. 588 v. Chr. angeordnete Übersiedelung des reichen Theils der Bevölkerung nach Babylonien genannt, welche bis 536 v. Chr. dauerte, in welchem Jahre Cyrus den Juden zurückzukehren erlaubte. – Nach B. versetzt man auch den deshalb sogenannten babylonischen Thurm, welchen nach der Erzählung Mosis ein Nachkomme Noah's im Lande Sinear bis zum Himmel hinauszuführen gedachte, was jedoch nicht zur Ausführung kam, da Gott dieses ihm misfällige Unternehmen durch Verwirrung der Sprachen verhinderte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 162-163.
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