Bayonnet

[204] Bayonnet oder Bajonet heißen die kurzen, meist drei- und vierschneidigen, hohl ausgeschliffenen Stoßklingen, welche mittels einer Dille, einer Feder oder ähnlichen Vorrichtung, an der Mündung der Infanteriegewehre so befestigt werden, daß sie etwas seitwärts darüber hinausragen und ihnen die Eigenschaften einer Pike geben. Während der Belagerung von Bayonne durch Karl V. und Heinrich VIII. von England im J. 1523 soll diese Waffe von dortigen Frauen zuerst gebraucht worden sein und von dieser Stadt ihren Namen führen. Die ersten Bayonnete waren zweischneidig und wurden mittels hölzerner, in den Flintenlauf eingeschobener Stiele befestigt, verhinderten also das Feuern. Im 17. Jahrh. wurde ihr Gebrauch allgemeiner, allein erst lange nach Erfindung der Dille wurde zu Anfang des 18. Jahrh. von Preußen und Schweden das Feuern mit aufgepflanzten Bayonneten eingeführt. Um dieselbe Zeit singen die Franzosen an, diese bis dahin mehr beim Einzelkampfe gebrauchte Waffe zum Angriffe in Masse, zu Bayonnetangriffen oder Bayonnetattaken, zu verwenden. Die häufige Anwendung des Bayonnets in neuerer Zeit und die Wichtigkeit desselben für die Tirailleurs (s.d.) brachte die früher vorzüglich von den Franzosen gehegte Idee, den Gebrauch des Bayonets in ein auf bestimmte Regeln der Fechtkunst begründetes System zu bringen, wieder in Anregung, und dem sächs. Hauptmanne von Selmnitz gebührt das Verdienst, sie zuerst verwirklicht und die Bayonnetfechtkunst begründet zu haben. Die Vertheidigungsfähigkeit der Fußsoldaten, vorzüglich im Kampfe mit einzelnen Reitern, ist dadurch ungemein erhöht und die früher angenommene unbedingte Überlegenheit der Reiter völlig widerlegt worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 204.
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