Heinrich VIII.

[363] Heinrich VIII., König von England 1509–47, war ein leidenschaftlicher, dabei strenger, eifriger, oft sogar grausamer Fürst, der sich durch Aufhebung der katholischen Kirche in England besonders wichtig gemacht hat. Er war 1492 geboren und fand, als er seinem Vater Heinrich VII. folgte, das Heer und die Finanzen im besten Zustande. Als Luther in Deutschland aufgetreten war, schrieb H. 1521 gegen die neue Lehre eine Vertheidigung des Ablasses und der sieben Sacramente, wofür ihm der Papst den Titel eines Beschützers des Glaubens ertheilte, Luther ihn aber derb abfertigte. Als nachher der Papst gegen H.'s Scheidung von seiner ersten Gemahlin war, sagte sich dieser, der schon mit seiner zweiten Gemahlin heimlich verbunden war, vom Papste los und führte mit Gewalt den Supremateid ein, durch welchen er selbst als Oberhaupt der engl. Kirche anerkannt wurde Sechs Artikel, welche übrigens von der Lehre der katholischen Kirche nicht wesentlich abwichen, wurden als Glaubenssätze eingeführt, eine engl. Übersetzung der Bibel ward dem Volke in die Hände gegeben, die Klöster wurden aufgehoben, hohe und niedere Personen, welche den Supremateid weigerten, als Empörer, welche die Messe und die sieben Sacramente nicht anerkennen wollten, als Ketzer bestraft und sogar zum Tode verurtheilt. Bekannt ist, daß H. sechs Gemahlinnen gehabt hat. Die erste, Katharina, eine Tochter des Königs von Aragonien und Castilien und Wittwe des ältern Bruder H.'s, Mutter der später zur Regierung gekommenen sogenannten katholischen Maria, wurde durch den Erzbischof Cranmer (s.d.), dem Manne, welcher am meisten zur Abtrennung der engl. Kirche von der röm. beitrug, von H. geschieden; die zweite, Anna Boleyn (s.d.), die Mutter der nachmaligen Königin Elisabeth, ward 1536 hingerichtet; die dritte, Johanna Seymour, starb 1537 nach der Geburt eines Sohnes, des nach H. regierenden Eduard VI.; die vierte, Anna von Kleve, wurde, weil sie dem Könige misfiel, verstoßen; die fünfte, Katharina Howard, ward des Ehebruchs angeklagt und obgleich nicht überwiesen, 1542 hingerichtet; die sechste, Katharina Parr, Witwe des Lords Latimer, entging dem Tode, der ihr, als Ketzerin verleumdet, drohte, durch ihre Klugheit. Nachdem H. schon mehre Jahre durch einen unheilbaren Schaden am Beine und durch immer zunehmende Fettigkeit gelitten, starb er 1547.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 363.
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