Capri

Capri

[381] Capri, eine zwei ! M. große Insel am südl. Anfange des Meerbusens von Neapel, dem Vorgebirge Campanella gegenüber, hieß im Alterthume Capreae von den vielen wilden Ziegen, die es dort gab, und war als Aufenthaltsort des grausamen röm. Kaiser Tiberius, gest. 37 n. Chr., berühmt, der die letzten Jahre seines Lebens in den unnatürlichsten Genüssen dort verschwelgte.

Damals trug die jetzt von 4000 Menschen bewohnte Insel zwölf kaiserl. Paläste, von denen aber nur wenig Trümmer übrig sind. C. besteht aus grauen Kalkfelsen, hat ringsum steile Küsten und nur in der Mitte einen Landungsplatz. Der 1800 F. hohe Bergrücken Monte Solaro, von dem aus man die Meerbusen von Gaeta, Neapel und Salerno überblickt, scheidet das Eiland gleich einer Wand in zwei Theile, davon der östl. C., der westl. Anacapri heißt, und die nur durch eine Treppe von 538 Stufen in Verbindung stehen. Der letztere ist der kleinste, aber fruchtbarste, und die betriebsame Bevölkerung weiß dem wenigen urbaren Boden [381] trefflichen Wein, Öl und andere Südfrüchte abzugewinnen, ja holt sogar Erde vom Festlande, um ihre Felsen damit zu bekleiden, der erstere aber enthält das feste Städtchen Capri. Zu den Erwerbsquellen der Insel gehören Fischerei, Korallenfischerei und Fang der Wachteln, von denen im Frühjahr und Herbst ungeheure Züge auf dem Wege von und nach Afrika hier einfallen und in großen Netzen gefangen und nach Neapel verkauft werden. Auch hier bildet der Kalkfelsen mancherlei Höhlen und Grotten, deren berühmteste, die hier abgebildete Azur- oder blaue Grotte, 1826 durch den Maler Fries aus Heidelberg und Herrn Kopisch aus Breslau entdeckt wurde, die es zuerst wagten, in dem der See zugekehrten und nur bei ruhigem Wetter sichtbaren, vier Fuß hohen Eingang derselben hineinzuschwimmen und sich plötzlich, anstatt in eine dunkle Grotte, in ein weites, von blauem Licht zauberhaft erhelltes Felsengewölbe versetzt sahen, das seitdem auf niedrigen Nachen von allen jene Gegend besuchenden Reisenden befahren wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 381-382.
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