Dordrecht

[585] Dordrecht, auch Dortrecht, eine wichtige, ehemals befestigte Handelsstadt mit 20,000 Einw. in der niederländ. Provinz Südholland und am Biesbosch und der Merwe auf der dordrechter Insel gelegen, welche 1421 entstand, wo das Meer die Maasdeiche durchbrach, wodurch 72 Dörfer und 100.000 Menschen ihren Untergang fanden. Eine Menge schöner Landhäuser umgeben die Stadt, welche einen guten Hafen besitzt und in der auf zwei Kanälen die Waaren unmittelbar vor die Lagerhäuser gebracht werden können. Vorzügliche Gegenstände des dortigen Handels sind Holz, das theils aus Norwegen, theils aus Deutschland nach D. kommt, wo auch die großen Rheinflösse auseinandergenommen und einzeln verkauft werden; ferner Rheinweine, Flachs, Stockfisch, Lachs u.s.w. Mit Deutschland vermittelt der Rhein eine lebhafte Verbindung; auch werden in D. Zuckersiedereien, Bleiweiß-, Lackmus- und andere Fabriken, sowie Schiffbau betrieben. Von öffentlichen Gebäuden sind auszuzeichnen: die 300 F. lange und 125 F. breite Hauptkirche; das Rathhaus, die Börse und mehre andere. D. war die Residenz der alten Grafen von Holland und ist als Geburtsort der berühmten Staatsmänner de Witt, sowie wegen der hier vom 13. Nov. 1518 bis Ende Jun. 1519 von den reformirten holländ. und mehren ausländischen Theologen unter dem Schutze der Generalstaaten gehaltenen berühmten Synode merkwürdig, welche die Arminianer für Ketzer erklärte und deren Beschlüsse in Holland für die Reformirten noch als Gesetz gelten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 585.
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