Epirus

[676] Epīrus, jetzt der südl. Theil von Albanien (s.d.) gehörte im Alterthume zu den nördlichsten Gebieten Griechenlands, liegt am ionischen Meere, wird nördl. von Illyrien, östl. von Thessalien begrenzt und ist eine im Innern von wilden Gebirgen durchschnittene, nur an der Küste milde und fruchtbare Landschaft. Die Bewohner waren theils hellenische, theils barbarische Stämme. In der angeblich von Deukalion (s.d.) erbauten Hauptstadt Dodona, das in der Gegend des heutigen Janina lag, befand sich eins der ältesten und berühmtesten, dem Jupiter heiliges, Orakel Griechenlands, dessen Tempel in einem heiligen Eichenhaine stand. Die Aussprüche desselben wurden von den Priesterinnen nach dem Säuseln der Blätter eines geweihten Baumes, oder aus dem Geräusch der am Fuße desselben entspringenden Quelle und aus den Tönen zusammengeschlagener eherner, im Tempel hängender, Becken ertheilt. E. behauptete sich lange unabhängig und machte sich sogar unter seinem König, Pyrrhus II., auf kurze Zeit den Macedoniern, den Römern in Italien und selbst den Karthagern in Sicilien furchtbar, gerieth aber in Folge innerer Uneinigkeit unter die Oberherrschaft der Macedonier, von der es zwar im Jahre 19 v. Chr. durch die Römer wieder befreit wurde, als es aber dann gegen diese sich auflehnte, ward es von ihnen völlig besiegt, beinahe alle seine Städte wurden geplündert und zerstört und die Bewohner als Sklaven verkauft. Das Land theilte seitdem das Geschick des röm. Reichs, bis es 1432 die Türken eroberten, deren Joch es zwar unter Skanderbeg (s.d.) 1447 wieder abwarf, nach dessen Tode jedoch, 1466, abermals türk. Provinz und neuerdings der Schauplatz der Thaten Ali Pascha's (s.d.) von Janina wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 676.
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