Fisteln

[48] Fisteln werden widernatürliche, veraltete Öffnungen genannt, durch welche sich Flüssigkeiten aus irgend einer Höhle oder irgend einem Ausführungsgange des Körpers in eine andere Höhle desselben oder nach außen ergießen; fistulöse Geschwüre solche, welche die Gestalt eines engen, tiefen, mehr oder weniger gekrümmten Kanals haben und durch eine krankhafte Beschaffenheit der weichen Theile oder der Knochen oder auch durch die Gegenwart eines fremden Körpers unterhalten werden. Der Fistelkanal hat eine nach außen mündende Öffnung, welche in der Regel sehr eng, oft kaum bemerkbar und von härtern Rändern umgeben ist. Durch die in dem ganzen Kanale und den nahegelegenen Theilen in gewissem Grade fortdauernde Entzündung verwandelt sich der ganze innere Überzug desselben allmälig entweder in ein schleimhautartiges Gewebe oder verhärtet, und es bilden sich dann in der Umgebung der Fisteln mehr oder weniger graulichweiße, dicke und harte Massen, in welchem Falle die Heilung der Fistel ihre großen Schwierigkeiten hat. Es gibt eine Menge besonderer Arten von Fisteln, die bald nach dem Körpertheile, an welchem sie vorkommen, bald nach der aus ihren Öffnungen hervortretenden Flüssigkeit benannt werden, so z.B. Thränenfisteln, Gallenfisteln, Kothfisteln, Mastdarmfisteln, Urinfisteln u.s.w. Alle Fisteln können sehr gefährlich werden und sind schwer zu heilen, erfodern daher stets die Behandlung eines geschickten und sorgfältigen Arztes und dürfen ja nicht bei ihrer Entstehung vernachlässigt werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 48.
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