Garden

[142] Garden, d.h. Wachen, heißen ursprünglich diejenigen stehenden Truppen, welche zunächst zur Bedeckung des Fürsten dienen; in neuerer Zeit ist die Garde eine Abtheilung des stehenden Heeres, in welche nur entweder durch Tapferkeit oder, was häufiger, durch Körperstärke und Größe ausgezeichnete Leute aufgenommen und mit besonderer Sorgfalt ausgestattet werden. Schon in den ältesten Zeiten hielten sich die Fürsten Leibwachen, meist aber in geringer Anzahl, nur von dem unermeßlich reichen und prachtliebenden Perserkönig Xerxes wird erzählt, daß er mit einer Garde von 12,000 Reitern und 10,000 Fußkriegern in den Krieg gegen Griechenland über den Hellespont ging. Die Leibwachen der röm. Kaiser (die Prätorianer) sind durch ihre Anmaßungen berühmt, indem sie auf die Besetzung des Throns einen großen Einfluß gewannen, den neuen Kaiser, von dem sie durch reiche Geschenke bestochen wurden, ausriefen, ja sogar die Herrschaft an den Meistbietenden verkauften und Kaiser entthronten, die ihnen zu wenig freigebig schienen. Im Mittelalter kamen bei den Fürsten die mit Hellebarden bewaffneten Trabanten auf, welche, weil sie großentheils als Söldner in der Schweiz geworben wurden und weil ihre Kleidung ursprünglich schweizerisch war, auch Schweizer hießen. Der glänzende franz. Hof ging andern Höfen auch in der Einrichtung zahlreicher und prachtvoll ausgestatteter Garden voran. Sie bildeten seit Ludwig XIV. das sogenannte »königliche Haus«, welches aus Gardes du Corps, Gensdarmes, Cheveauxlegers, adeligen Mousquetiren, der Schweizergarde und den franz. Garden bestand. Berühmt war später auch die »potsdamer Garde« des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen, welche aus sehr großen Leuten bestand, die der König aus allen Gegenden zusammenzubringen suchte und für die er eine große Vorliebe hegte. Die größte Berühmtheit hat Napoleon's Garde, namentlich die »alte Garde« erlangt, den Ruhm unüberwindlicher Tapferkeit. In sie wurden nur bewährte Krieger aufgenommen. Sie bestand, als Consulargarde, anfangs nur aus drei Bataillonen Fußsoldaten und zwei Schwadronen zu Pferde. Später zählte die gesammte [142] Garde 68 Bataillons, 31 Escadrons und 80 Geschütze. Seit der Juliusrevolution gibt es in der franz. Armee keine Garden. mehr, dagegen aber in allen übrigen Heeren, wo sie zum Theil aus angeworbenen Schweizerregimentern bestehen. Die zahlreichste Garde ist die russ.; sie besteht aus den Kerntruppen der russ. Armee und zählt gegenwärtig 42,000 M.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 142-143.
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