Hörrohr

[416] Hörrohr oder Hörmaschine heißt ein Instrument, welches dazu dienen soll, Schwerhörigen das Hören zu erleichtern, indem es den Schall verstärkt. Man hat solche Instrumente von sehr verschiedener Gestalt angefertigt, ohne bis jetzt eine Construction gefunden zu haben, welche ihrem Zwecke auf eine völlig genügende Weise entspräche. Man gibt ihnen entweder eine hohle, gewölbte Form, damit sie, ähnlich wie ein Hohlspiegel die Lichtstrahlen auffängt und in Einen Punkt, den Brennpunkt, vereinigt, ebenso die Schallstrahlen auffangen und vereinigen. Ein engeres Ende des Rohrs dient dann, das Instrument an das Ohr anzusetzen und die gesammelten Schallstrahlen diesem zuzuführen. Andern Hörrohren hat man eine schneckenförmig gewundene Gestalt gegeben, indem man auf diese Weise die Form des innern Ohres nachzuahmen suchte. Ferner hat man in den Hörrohren gespannte Häute angebracht, welche das Trommelfell nachahmen und durch den Schall in schwingende Bewegung gesetzt werden. Auch wirkliche Schneckengehäuse (von den Schrauben-, Trompeten- und Kegelschnecken) hat man zu Hörrohren benutzt. Sehr empfohlen hat man in neuerer Zeit eine Art Hörmaschine, welche die Gestalt eines hohlen, blechernen Bügels hat, welcher um die Stirn greift und mit seinen Endröhren in die Öffnungen der Ohren paßt. Vorn an der Stirn befindet sich eine große Öffnung, durch welche der Schall nach den Ohren fortgeleitet werden soll. Schwerhörige Damen können diesen Apparat unter der Haube verbergen. Auch die von Bernard in London erfundenen, muschelförmigen, zum Theil aus Kautschuck gearbeiteten Ohrschnecken sollen schwerhörigen Personen gute Dienste leisten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 416.
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