Interpunction

[452] Interpunction heißt die in der Schrift eingeführte Bezeichnungsweise, um die geschriebene Rede so abzutheilen, daß sie auf unzweideutige Weise denselben Sinn ausdrückt, wie es geschehen wäre, wenn der Schriftsteller seine Rede mündlich vorgetragen hätte. Da man bei der lebendigen Rede die Unzweideutigkeit des Sinnes durch kürzere und längere Pausen, sowie durch Hebung und Senkung der Stimme ausdrückt, so erhalten hierdurch die Interpunctionszeichen die weitere Bedeutung der Lesezeichen. Die Alten hatten keine Interpunction in dem eben angegebenen Sinne, sondern diese ist erst in der christlichen Zeit aufgekommen und besonders nach der Erfindung der Buchdruckerkunst festgesetzt und allgemein angenommen worden. Anfangs hat man sich nur der Punkte (daher der Name Interpunction) bedient. Die jetzt allgemein eingeführten Interpunctionszeichen sind: 1) Das Komma, Strich oder Beistrich (,), welches die zu einem Hauptsatz gehörenden Neben- und Zwischensätze trennt, dieselben mögen nun als Sätze vollständig ausgedrückt oder als solche nur angedeutet sein. Aus dem eben angeführten Grunde werden auch einzelne Worte, welche zur Erläuterung eines Begriffs ohne weitere Verbindung eingeführt werden, zwischen Kommata gestellt und ebenso wird vor jedes Bindewort, auf welches ein mit ihm zusammengehöriges Zeitwort folgt oder hinzugedacht werden muß, ein Komma gestellt, das sich am Schlusse des so eingeführten Nebensatzes wiederholt, wenn nicht hier zugleich der Hauptsatz schließt und daher ein Punkt nothwendig wird. Folgen mehre Hauptworte aufeinander, ohne miteinander durch ein Bindewort verbunden zu sein, so setzt man gleichfalls ein Komma zwischen sie, und dasselbe beobachtet man wol auch bei unverbundenen Beschaffenheitswörtern. 2) Das Semikolon, der Strichpunkt oder Punktstrich (;), ist bestimmt, Vorder- und Nachsatz, wo diese scharf gegeneinander hervortreten, zu trennen; wird aber auch in längern Sätzen statt des Kommas gebraucht, um mehre Kommata als zusammengehörig zusammenzufassen. Auch 3) des Kolons, Doppelpunkts (:), bedient man sich zur Trennung des Nachsatzes vom Vordersatze, besonders dann, wenn jener als Folgerung, Ergebniß von diesem dargestellt werden soll. Vorzugsweise setzt man aber das Kolon vor wörtlichen Anführungen. 4) Das Punktum, der Schlußpunkt (.), steht am Schlusse eines jeden vollständigen Satzes, welcher keine directe Frage und kein Ausruf ist. Mehre Punkte (...) zeigen an, daß der Satz unterbrochen oder abgebrochen ist, welches jedoch auch durch Gedankenstriche (– –) angedeutet werden kann. Man bedient sich endlich des Punktums als Zeichen der Abkürzung einzelner Worte und um Ziffern als Ordnungszahlen zu bezeichnen. 5) Das Fragezeichen, der Fragepunkt (?), steht am Schlusse einer directen Frage. Ein in Klammern eingeschlossenes, mitten in die Rede, [452] in welcher gar keine Frage stattfindet, eingeschobenes Fragezeichen zeigt an, daß hierbei dem Schriftsteller ein Zweifel aufgestoßen sei. 6) Das Ausrufungszeichen, Rufzeichen (!), steht nach ganzen Sätzen, sowie nach einzelnen Worten, welche einen Ausruf enthalten. Auch pflegt wol der Schriftsteller durch ein in Klammern eingeschlossenes, zwischen die Rede geschobenes Ausrufungszeichen, die Aufmerksamkeit des Lesers herauszufodern. 7) Das Theilungszeichen, Trenn- oder Bindezeichen (-), zeigt an, daß zwei Sylben oder Worte, welche ein zusammengesetztes Wort bilden, zusammengehören, wenn sie auch aus irgend einem Grunde getrennt werden mußten. 8) Die Parenthese oder das Einschließungszeichen, welches gewöhnlich mit () oder [], oder auch – – angedeutet wird, schließt einen mit dem Hauptsatz in keiner Redeverbindung stehenden Zwischensatz ein. 9) Der Gedankenstrich (–) fodert außer bei seinen schon angegebenen Anwendungen den Leser auf, einen nahe liegenden Gedanken zu fassen, den auszusprechen überflüssig, bedenklich oder unmöglich ist. 10) Das Anführungszeichen, Citationszeichen (»«), führt die Rede eines Andern, Büchertitel und dgl. ein und aus. 11) Der Apostroph, das Abkürzungszeichen ('), endlich wird gesetzt, um die Weglassung eines Vocals, besonders des e oder i, zu bezeichnen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 452-453.
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