Knüttelverse

[625] Knüttelverse, Knüppelverse, Verse aus dem Stegreif nennt man Verse, welche von dem Dichter ohne Sorgfalt, wie sie ihm eben in den Mund oder in die Feder kommen, gemacht werden, bei denen also weder auf das Zeitmaß noch auf richtige und gute Reime Rücksicht genommen wird. Sie passen allein zu Sprüchen im Volkston und zu komischen Gedichten Hans Sachs (s.d.) machte diese Art von Versen in Deutschland beliebt; doch kamen dieselben nachmals durch schlechte Dichter, welche in ihnen ihre lahmen Vorstellungen und alltäglichen Gedanken aussprachen, in Verruf. In neuerer Zeit haben Ratschky im »Melchior Striegel« und Kortüm in der »Jobsiade« gute Gedichte in Knüttelversen geliefert. Den Ursprung des Namens hat man von Bened. Knüttel abgeleitet, welcher um 1700 Abt des Cistercienserklosters Schönthal war und seine schlechten holperigen Verse überall in seiner Abtei als Inschriften anbrachte. Wahrscheinlicher kommt der Name aber von Knüppel oder Knüttel, weil diese Verse so ungefüg und holperig wie Knüppel sind, zusammenklappen wie Knüttel bei einer Prügelei.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 625.
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