Kriegsmaschinen

[670] Kriegsmaschinen (die) der Alten vertraten die Stelle unserer Geschütze (s.d.) und erhielten besonders erst unter den Römern eine vollkommenere Ausbildung. Sie wurden besonders bei der Belagerung von Städten angewendet und waren theils Wurfmaschinen, theils Angriffs-, theils Schutzwaffen. Zu den Wurfmaschinen gehörten die Katapulten und Ballisten, von denen jene ungeheure Armbrüste, diese große Schleudern waren, und die gebraucht wurden, um große Steine, Wurfspieße, brennende Fackeln u. dgl. in die belagerte Stadt zu werfen. Sie wurden von Kriegern bedient, welche Libratoren hießen. Die Angriffswerkzeuge bestanden in den verschiedenen Arten von Mauerbrechern, welche mit Thiernamen bezeichnet waren, wie Widder, Falken, Raben, Kraniche u.s.w. Im Allgemeinen bestand der Mauerbrecher in einem langen, schweren, an der Spitze mit Metall beschlagenen Balken, welcher in der Mitte an einer Kette unter einem Schutzdache hing und gegen die feindliche Mauer geschleudert wurde, um eine Bresche zu bewirken. Auch hatte man Wippen oder Schnellbalken, Tolleno genannt, welche dazu dienten, in einem Korbe sitzende Krieger auf die Mauer zu heben. Schutzwerkzeuge waren die Thürme, Schutzdächer und eine Art Schanzkörbe. Die Thürme waren aus Holz gebaut, hatten oft mehre Stockwerke und standen auf Rädern oder Walzen. In ihnen bargen sich die Soldaten, bis der Thurm der Mauer nahe gerückt worden war; dann ließen sie Fallbrücken nieder und eilten über diese auf die Mauer. Die Sturmdächer (lat. vineae) waren Dächer von starken Bohlen und mit rauhen Fellen bedeckt, unter welchen, geschützt gegen die feindlichen Wurfgeschosse, die Belagerer ihre Angriffsarbeiten verrichteten. Wenn ein solches Dach auf Rädern stand, daher beweglich war, so hieß es eine Schildkröte (lat. testudo). Außerdem hatte man noch Deckwerke, die in oben offenen Schirmen (lat. plutei) bestanden und gegen das Anzünden mit Blech oder rauhen Häuten überzogen waren. Sie dienten zur Deckung der Pfeilschützen, welche die Zinnen der Mauer beschossen. Die Kriegsmaschinen bestanden bis zur Zeit der Erfindung des Pulvers und wurden z.B. noch in den Zeiten der Kreuzzüge vielfach angewendet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 670.
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