Lucian

[774] Lucian, ein geistreicher griech. satirischer Schriftsteller, lebte im 2. Jahrh. n. Chr. Er war unter der Regierung Hadrian's zu Samosata im südwestl. Asien am Euphrat geboren und sollte bei einem Oheim die Bildhauerkunst erlernen. Da es ihm aber hiermit nicht glückte, so begab er sich nach Antiochia und ergab sich literarischen Studien. Sich der gerichtlichen Beredtsamkeit ausschließlich widmend, besuchte er als Redner Griechenland, Italien, Spanien und Gallien, ward unter Marc Aurel Procurator der damals röm. Provinz Ägypten und starb unter Commodus 80–90 Jahre alt. Seine Werke sind theils erzählenden und rhetorischen, theils kritischen und satirischen Inhalts, meist in Gesprächsform; die populairsten darunter sind seine »Götter- und Todtengespräche«, in denen er mit witziger Laune die Mythengeschichte sowie die Sekten der Philosophen bespöttelt. Ohne selbst irgend einem Systeme anzuhängen, kämpft er frei gegen Betrug und Aberglauben. So griff er auch als Grieche die von ihm als bloße Schwärmerei betrachtete christliche Religion an. Seine Werke sind auch besonders dadurch geschichtlich interessant, weil sie uns ein treues Bild von dem damals so zerrissenen Zustande der Zeit, besonders von dem erwachenden Zweifel an der Wahrheit des alten Götterglaubens geben. Eine vortreffliche Übersetzung seiner Werke besitzen wir von Wieland (6 Bde., Lpz. 1788–89).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 774.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: