Moritz von Nassau

[191] Moritz von Nassau, Prinz von Oranien, geb. 1567 zu Dillenburg, war der Sohn des Stifters der niederländ. Freiheit, Wilhelm I. von Oranien und einer Tochter des sächs. Kurfürsten Moritz, erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung zu Heidelberg und Leyden und ward, nachdem sein Vater durch Meuchelmord gefallen, 1585 zum Statthalter der Provinzen Holland, Seeland und zum Admiral berufen, seiner großen Jugend wegen aber ihm der Graf Philipp von Hohenlohe beigeordnet. Die ersten Jahre seiner Verwaltung waren unglücklich, gleichwol erkannte der staatskluge Oldenbarneveldt (s.d.) bald, zu welchen Erwartungen des Prinzen große Talente und seltene Bildung berechtigten und half ihm das öffentliche Vertrauen gänzlich zuwenden. M. erhielt 1590 den Oberbefehl der Land- und Seemacht, wurde Statthalter von Utrecht, Geldern und Oberyssel und befreite durch seine Siege einen niederländ. Landstrich nach dem andern von den Spaniern. Durch eine Reihe glänzender Waffenthaten, denen erst 1609 der auf Oldenbarneveldt's Betrieb eingegangene Waffenstillstand mit Spanien ein Ziel setzte, erwarb sich M. den Ruhm eines der umsichtigsten, in allen Theilen der Kriegführung gleich erfahrenen Feldherrn seiner Zeit und die allgemeine Zuneigung der Niederländer, trachtete aber freilich darnach, diese günstigen Umstände zur Erlangung der Oberherrschaft zu benutzen. Mit großem Unmuthe sah er sich daher durch den Waffenstillstand seines bisher fast unbegrenzten Einflusses auf die öffentlichen Angelegenheiten beraubt, was er dem weisen Oldenbarneveldt nicht vergeben konnte. Um ihn zu stürzen, verband er sich mit der kirchlichen Partei der Gomaristen, welche der von jenem geschützten schwächern der Arminianer entgegen war, und brachte durch hinterlistige Verwirrung politischer und religiöser Verhältnisse den edlen Patrioten aufs Blutgerüst, ohne daß er dadurch für seine herrschsüchtigen Entwürfe etwas gewonnen hätte. Als nach Ablauf des Waffenstillstands 1621 die Feindseligkeiten wieder begannen, schienen sich den besser gerüsteten Spaniern vortheilhafte Aussichten zu eröffnen, und der Verdruß über den 1624 mislungenen Versuch, sie zur Aufhebung der Belagerung von Breda zu zwingen, soll zur Beschleunigung von M.'s im Apr. 1625 im Haag erfolgtem Tode wesentlich beigetragen haben. Er liebte die Pracht, was auch seine Hofhaltung bewies und war nie vermählt, hinterließ aber mehre natürliche Kinder.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 191.
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