Oldenbarneveldt

[338] Oldenbarneveldt (Jan van), Großpensionnair von Holland, geb. 1549, gehört zu den eifrigsten Verfechtern und Befestigern der Unabhängigkeit und Freiheit der vereinigten Provinzen der Niederlande (s.d.), welche die span. Oberherrschaft im 16. Jahrh. abgeworfen hatten. Durch 30 Jahre bewährte sich O. als ein ebenso einsichtsvoller wie gewandter Staatsmann im Dienste der Niederlande, aber auch zugleich als unerschütterlicher Republikaner. Die 1587 erfolgte Abdankung des zum Generalstatthalter ernannten Günstlings der Königin Elisabeth von England, Leicester, war sein Werk und wie durch seinen Einfluß der Prinz Moritz von Nassau (s.d.) an die Spitze der Angelegenheiten gelangte, so trat ihm O. auch ebenso entschieden entgegen, als derselbe seine Stellung zum Nachtheil der Freiheit misbrauchen wollte. Durch O. kam 1609 gegen den Willen des Prinzen Moritz ein zwölfjähriger Waffenstillstand mit Spanien zu Stande, wobei Hollands Unabhängigkeit anerkannt wurde. Im Frieden war es aber um den unbegrenzten Einfluß des Prinzen geschehen und dieser versuchte daher Alles, um O. zu stürzen und bot selbst den religiösen Fanatismus der Gomaristen gegen O. auf, welcher es mit den Arminianern hielt, die nun als geheime Freunde der Spanier von der nassauischen Partei verschrieen wurden, welche keine Ränke sparte, um das Volk irre zu machen. Blos auf Bitten seiner Freunde und aus Pflichtgefühl blieb O. jetzt in seiner amtlichen Stellung und setzte den Kampf gegen die unedeln Anfeindungen seiner Widersacher fort, deren Opfer der edle Vaterlandsfreund zuletzt doch wurde. Nachdem nämlich 1619 in der Synode zu Dordrecht (s.d.) die Arminianer als Ketzer verurtheilt worden waren, ließ Prinz Moritz den schuldlosen O. mit andern Häuptern derselben verhaften und von 26 erkauften Richtern den Mann wegen angeblichen Hochverraths zum Tode verurtheilen, dem Holland sein politisches Dasein dankte, und auch am 13. Mai 1619 trotz aller Vorstellungen der angesehensten Personen und der Familie O.'s, dies Urtheil an dem 72jährigen Greise vollziehen. Dasselbe Loos traf 1623 dessen Sohn René, weil er keine Entdeckungen über einen Anschlag auf des Prinzen Leben machen wollte, den sein geflüchteter Bruder Wilhelm angesponnen hatte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 338.
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