Oblaten

[319] Oblaten heißen aus ungesäuertem Weizenmehlteig in eisernen oder messingenen, aus zwei aufeinander passenden Platten bestehenden Formen gebackene, sehr dünne Tafeln. Die beabsichtigte Benutzung derselben bedingt die verschiedene Bereitung und Benennung derselben und man unterscheidet Kirchenoblaten oder Hostien, welche in der röm.-katholischen und protestantischen Kirche bei der Feier des Abendmahls (s.d.) die Stelle des Brots vertreten und seit dem 12. Jahrh. in kleinen runden, gewöhnlich mit einem Lamm und Crucifix bezeichneten Scheiben bestehen. Vorher und seit dem 9. Jahrh., wo die Oblaten an die Stelle des früher gewöhnlichen Brots traten, bestanden sie aus großen Scheiben, welche nach dem Bedarf zerbrochen und Oblaten, von den Oblationen, d.h. den freiwilligen Gaben an Lebensmitteln, genannt wurden, welche in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche die Gemeindemitglieder zu den Liebesmahlen (s.d.) und der ihnen folgenden Abendmahlsfeier darbrachten. Die meist bunten Brief- oder Siegeloblaten werden mittels runder Stecheisen aus den Tafeln ausgeschnitten und beim Gebrauch zum Verschließen der Briefe gewöhnlich im Munde angefeuchtet. Da sie jedoch nicht immer mit unschädlichen Stoffen gefärbt sind und namentlich zu den rothen manchmal die aus Blei bereitete Mennige, Grünspan zu den grünen, das arsenikhaltige Auripigment oder Operment zu den gelben verwendet wird, so muß man das Verschlucken bunter Oblaten und bei einigermaßen häufigem Gebrauch derselben auch des damit in Berührung gekommenen Speichels sorgfältig vermeiden. Eine andere Art Briefoblaten wird neuerdings aus sehr dünnem Papier bereitet, das auf einer oder auch auf beiden Seiten einen starken Überzug von aufgelöster und beliebig gefärbter Hausenblase erhält und aus dem, wenn es trocken ist, mittels Stecheisen und Stempeln die Oblaten geformt werden und allerlei Figuren erhalten. Die Tafeloblaten werden theils zu Unterlagen verschiedener seiner Backwerke gebraucht, theils geben sie, mit Eiern, Milch und Gewürzen angemacht, selbst ein Confect ab. – In der christlichen Kirche legten sich den Namen Oblaten auch Diejenigen bei, welche sich dem Dienste geistlicher Orden widmeten, ohne denselben förmlich anzugehören.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 319.
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