Oblaten [2]

[187] Oblaten, aus feinem Mehle gebackene Scheiben od. Tafeln; man hat O. zum Abendmahl (Hostien), s.u. Abendmahl; Tafeloblaten, welche der Conditor zur Unterlage für anderes Backwerk gebraucht od. zum Einhüllen schlecht schmeckender Pillen u. Pulver; doch sind diese auch bisweilen mit Zucker u. Gewürz vermischt u. werden als Näscherei od. zum Thee genossen, vgl. Eisenkuchen; Brief- od. Siegeloblaten, die größte Sorte dieser O. heißt Kanzleioblaten. Das älteste bekannte Oblatensiegel ist an einem Briefe vom 13. Juni 1571 im Archive zu Essen; die älteste Urkunde mit Oblatensiegel stammt aus dem Jahre 1621. Die Mehloblaten verfertigt der Oblatenbäcker; in den Handel kommen sie vorzüglich von Fürth, Nürnberg, Leipzig, Frankfurt. Zuerst wird aus dem Mehle mit reinem weichem Wasser ein dünner Teig gemacht u. dieser nach Befinden mit einem flüssigen Färbemittel versetzt (roth färbt man mit Krapp od. Brasilienholz od. Cochenilleaufguß mit etwas Alaun; gelb mit Kreuzbeeren, Wau, Kurkuma od. Safran; schwarz mit sein pulverisirtem Kienruß od. chinesischer Tusche, blau mit fein pulverisirtem Berlinerblau). Den Teig läßt man nicht gähren u. bäckt ihn in Oblatenformen; diese Formen bestehen aus zwei eisernen od. messingenen dünnen Platten mit zangenförmigem Griff. In dieselben wird etwas Teig eingegossen, die Platten zusammengepreßt u. über Kohlenfeuer kurze Zeit umgewendet, bis die O. gar gebacken ist. Aus dieser Tafeloblate werden mit einem Stecheisen kreisrunde Stücke herausgestochen, welche nun als Siegel- od. Kirchenoblaten dienen. Das Stecheisen besteht einfach aus einer gestählten eisernen Röhre mit scharfer kreisrunder Scheide. Papieroblaten macht man, indem man Papier mit einem schwachen, aus Hasenblase gefertigten Leim bestreicht, bis es einen starken glänzenden Überzug bekommt, färbt es nach dem Trocknen, indem man es schnell durch eine Farbenbrühe zieht, u. schlägt mit einem Eisen die runden O. aus, welche wie die Mehloblaten gebraucht werden. Eine feinere Sorte stellt man ohne Papierzwischenlage aus seinem Tischlerleim, Hausenblase od. Mundleim her, welche man in einem zur Hälfte mit Kornbranntwein versetzten Wasser einweicht, dann noch mit Wasser versetzt kocht u. auf eine polirte Metallplatte ausgießt. Pastenoblaten mit Brustbildern, Buchstaben mit u. ohne Helmen u. Kronen u. andere Figuren in Basrelief, werden auf der andern Seite angefeuchtet u. statt des Siegels auf den Brief geklebt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 187.
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