Kienruß

[473] Kienruß, Ruß von verbranntem Harze od. harzreichem Holze. Seine Farbe soll rein schwarz sein, nicht ins Braun spielen (fuchsig sein), weil dies auf eine Verunreinigung durch Brandharz hinweisen würde; die Brandharze lassen sich durch Branntwein od. Ätzlauge entfernen. Er wird in Kienbrennereien od. Kienhütten bereitet. In diesen befindet sich der Kienbrennofen, ein halbrunder, ausgemauerter Ofen, vorn mit einem, durch eine Thür verschließbaren Schürloch u. einigen Zuglöchern, die mit Steinen zugesetzt werden können; auf der andern Seite ist ein 2–3 Fuß großes Loch, an welches ein gemauerter, 6 Fuß langer Kanal od. liegender Schornstein stößt, dieser endigt sich in einer hölzernen, inwendig mit Lehm überzogenen, selten steinernen Kammer (Rußkammer), die 6–8 Fuß lang u. breit u. 12–18 Fuß hoch ist, an der Seite eine Thüre zum Hineingehen hat u. oben mit einem großen pyramidenförmigen, leinenen od. wollenen Sacke bedeckt ist, durch dessen Gewebe allein die am Feuerherde eintretende Luft wieder abziehen kann. In dem Ofen verbrennt man Kienholz, ein harzreiches Holz vom Wurzelstamme der Föhren u. Fichten, die als Abfälle bei der Harzgewinnung sich ergebenden mit Harz getränkten Rindenstücke u. die Überbleibsel beim Pech- u. Theerschwelen ganz langsam unter sparsamem Luftzutritte, u. es setzt sich dann der K., weil der Kanal vor Beginn des Kienbrennens vorläufig angeheizt a. gehörig erwärmt wurde, blos in der Kammer u. dem Sacke an, von welchem er alle Stunden durch gelinde Schläge mit einem Stocke auf den Boden der Kammer herabgeklopft u. etwa aller 3 Tage zusammengekehrt wird. Nach 12–14stündigem Brennen läßt man den Ofen abkühlen. Der Ruß aus dem Sacke ist der feinste u. dichteste (daher Pfundruß), weniger gut ist er an den Seiten der Kammer u. am schlechtesten auf dem Boden u. den Seitenwänden des Kanals. Der gesammelte Ruß wird in größere Fässer od. in kleine hölzerne Butten (Rußbutten) geschlagen u. verkauft. Das Kienbrennen (Kienschwelen) betreiben Kienbrenner (Kienschweler), unzünftige Personen, meist Bauern, in nadelholzreichen Gegenden. Aus Deutschland, Rußland u. Schweden wird K. ausgeführt. K. wird zu allerlei Farben, Buchdruckerschwärze u. dgl. verbraucht. In einem verschlossenen Gefäße behutsam geglüht, wird er seiner u. schwärzer (raffinirter K.); er ist frei von Brandharzen u. gibt, mit Gummiwasser angerieben, eine gute schwarze Tusche. Den feinsten K. (Lampenruß, Lampenschwarz), wie er z.B. zur Verfertigung der chinesischen Tusche nöthig ist, erhält man durch Verbrennen seiner Öle, in China des Sesamöles od. des Kampfers.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 473.
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