Polo

[526] Polo (Marco), ein Venetianer und Abkömmling einer Patrizierfamilie, ist der erste Europäer, welcher geschriebene Nachrichten von einer in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. ins innere Asien unternommenen Reise hinterlassen hat, wohin er seinen Vater Nicolo P. und seinen Oheim Maffeo P. 1271 an den Hof des tatar. Großkhans Kublai an der Westgrenze von China begleitete. Die beiden Letztern hatten eine 1251 nach Konstantinopel unternommene Reise fast zufällig so weit ausgedehnt, überall die beste Aufnahme und ihren Vortheil gefunden und dem Großkhan bei ihrer Rückreise versprochen, vom Papst einige Lehrer der christlichen Religion für jene Gegenden zu erbitten. Auch das zweite Mal fanden sie die beste Aufnahme beim Großkhan, dessen Gunst und Vertrauen Marco P., welcher sich die Landessprache bald zu eigen machte, vorzüglich erwarb, sodaß er in wichtigen Geschäften nach China geschickt wurde und eine Zeit lang Statthalter einer Provinz war. Mit Mühe nur erhielten sie 1288 die Erlaubniß zur Heimreise, welche sie von der Insel Hainan aus nach dem pers. Meerbusen mit einer Flotte von 14 Schiffen zurücklegten, auf der die Braut eines pers. Prinzen die Überfahrt machte, welche sich ihren Kenntnissen von der Schiffahrt anvertraut hatte. Die Dankbarkeit des inzwischen auf den Thron gelangten Bräutigams hielt sie noch neun Monate in Tauris zurück und erst 1295 kamen sie mit allen erworbenen Schätzen in [526] Venedig wieder an, wo sie, wie in ganz Italien, der Gegenstand allgemeiner Bewunderung wurden. Die Achtung, in welcher namentlich Marco P. stand, war so groß, daß ihm deshalb eine wohlwollende Behandlung zu Theil wurde, als er in einem Seetreffen den Genuesern in die Hände fiel. Damals soll er, des immer wieder verlangten Erzählens müde, seine Reisebeschreibung zuerst niedergeschrieben haben, deren große Zuverlässigkeit in neuerer Zeit noch vielfache Bestätigung gefunden hat und von der auch eine deutsche Übersetzung (Zwickau 1802) vorhanden ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 526-527.
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