Ricinus

Ricinus

[708] Ricīnus ist der botanische Name einer sehr zahlreichen Pflanzengattung, von welcher der hier abgebildete gemeine Ricinus die deutschen Namen Wunderbaum und Christuspalme erhalten hat.

Das südl. Asien ist vermuthlich seine eigentliche Heimat, jetzt aber ist er auch in Afrika und Amerika zu Hause und ist selbst ins südl. Europa verpflanzt[708] worden, ja er wird sogar in unsern Gegenden nicht blos als Zierpflanze in Treibhäusern, sondern auch im Freien gezogen, wo er aber nur ein Jahr dauert und 6–8 F. hoch wird. In wärmern Ländern schießt er dagegen über 20 F. hoch empor, wird verhältnißmäßig stark, allein auch blos wenige Jahre alt. Der Stamm ist hohl, anfangs weich und krautartig, nimmt aber später eine holzige Beschaffenheit an; die großen Blätter haben zuweilen 3 F im Durchmesser, sind weißlich überflogen und sitzen an sehr langen Stielen. Die Blüten erscheinen in langen Trauben oder Büscheln an den Spitzen der Zweige und tragen stachliche, haselnußähnliche Kapseln mit drei Fächern, deren jedes einen mandelähnlichen, aber kleinen Kern enthält. Diese Kerne, welche auch Purgier-, Brech- und Treibkörner heißen, sind der hauptsächlich nutzbare Theil der Pflanze, indem daraus durch Pressen oder Auskochen das Ricinus-oder Kastoröl erhalten wird, welches in Ost- und Westindien in den Lampen verbrannt, bei uns aber in den Apotheken als Heilmittel verbraucht wird und ein fettes, trocknendes Öl von weißgelblicher Farbe und ohne Geruch ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 708-709.
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