Presse

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[560] Presse heißt eine Maschine oder Vorrichtung, mittels der man Körper einem heftigen, anhaltenden oder vorübergehenden Drucke behufs sehr verschiedenartiger Zwecke aussetzen kann, von welchen daher auch die nähere Einrichtung der Pressen bedingt wird und von denen sie auch zum Theil den Namen führen, wie z.B. die Buchdruckerpresse (s. Buchdruckerkunst), die Münzpresse (s. Münze), die Oel- und Weinpressen, die Buchbinderpressen, Siegelpressen, Papier- und Zeuchpressen.

Im Allgemeinen geht die Absicht beim Pressen dahin, den Umfang eines Gegenstandes zu vermindern, flüssige Bestandtheile (Wein-, Öl-, Obst- und Kräutersäfte) daraus darzustellen oder blos die demselben anhängende Nässe zu entfernen, die Oberfläche eines Körpers zu glätten (wie z.B. Papier und Zeuche) oder Eindrücke, sowie gefärbte Abdrücke darauf hervorzubringen. In Hinsicht auf Zusammensetzung der Pressen unterscheidet man überhaupt drei Classen, nämlich solche, bei denen nur feste Körper, und andere, wo auch flüssige, sowie endlich luftförmige Stoffe zur Wirkung beitragen. Zu den ersten gehören die Hebelpressen, wo der Druck die einfache Wirkung eines Hebels (s.d.) ist, der aber auch an den am meisten üblichen Schraubenpressen (s. Schraube) als Preßbaum, Preßstange und Preßkolben die Wirkung in der Regel befördern hilft. Am einfachsten sind die Keilpressen, bei welchen die zur nächsten Ausübung des Druckes bestimmte Platte oder was deren Stelle vertritt, durch einen mit Hammerschlägen zwischen ihr und dem darüber befindlichen Preßbügel eingetriebenen Preßkeil bewegt wird. Die sogenannten Kniepressen, welche als Siegel- und Ölpressen und in allen Fällen sehr nutzbar sind, wo dünne Körper einem starken Drucke unterworfen werden sollen, haben in der Hauptsache die hier abgebildete Einrichtung. Es sind nämlich BA und AC eiserne Stangen, welche gelenkartig miteinander verbunden sind; ebenso ist BA an dem festen Punkte B befestigt und wenn daher eine Kraft auf A drückt, so streckt sich das Knie bei A und der auf eine Art befestigte Preßstempel CD, welche ihm nur eine senkrechte Bewegung auf und ab gestattet, wird mit großer Gewalt nach D getrieben. Obgleich die vortheilhafteste Wirkung dieser Einrichtung erhalten wird, wenn BA und AC gleich lang sind, wird doch gewöhnlich BA kürzer gemacht, um daran einen für den Gebrauch bequemen langen Hebelarm anbringen zu können. Die Walzenpressen, bei denen der zu pressende Körper zwischen zwei Walzen durchgeht, werden vorzüglich in manchen Fabriken benutzt. Pressen, bei denen der Druck einer Flüssigkeit mitwirkt, daher hydromechanische Pressen, zerfallen hauptsächlich in die zwei Arten der hydraulischen und der hydrostatischen Pressen. Die hier abgebildete hydraulische oder nach ihrem Erfinder Brahma'sche Presse besteht aus einem Wasserbehältnisse EF, aus welchem die durch den Hebel D in Bewegung gesetzte Druckpumpe CH durch das nach oben sich öffnende Ventil bei H Wasser schöpft und dieses beim Niedergehen des Kolbens durch die Röhre I in den weiten Cylinder L treibt. In diesem wirkt das Wasser gegen die untere Fläche des Kolbens A, welcher wöllig wasserdicht in die mit N bezeichnete Bedeckung von L paßt und die Platte B in die Höhe treibt, die hier auf zwei Unterlagen ein Stück Balken trägt, gegen die Widerlage M preßt und so in der Mitte zerbricht. Die außerordentliche Wirkung solcher Pressen rührt von der vereinigten Benutzung des Druckes fester Körper mit dem der Flüssigkeit her, welcher letztere sich nach dem Größenverhältnisse des Kolbens der Druckpumpe und des Stempels A richtet, und, hat z.B. der zweite 100 ! Zoll, der erste einen ! Zoll Oberfläche, so wird ein Druck von 20 Pfund auf diesen auch mit gleicher Kraft auf jeden ! Zoll des Stempels A. folglich auf die ganze Fläche desselben mit einer Gewalt von 2000 Pfund pressen. Es läßt sich demnach mittels einer auf den Kolben der Druckpumpe wirkenden kleinen Kraft eine außerordentliche Wirkung auf den Stempel hervorbringen, die Maschine selbst aber braucht deshalb keinen großen Umfang zu besitzen. Man hat deren von der Höhe eines Fußes, mit denen sich Eisenstangen wie Papier mit der Scheere theilen lassen, und benutzt die Brahma'sche Presse in England ebenso zum Copiren der Briefe wie zum Zusammenpressen von Waaren, zum Ausreißen von Baumwurzeln, zum Prüfen der Haltbarkeit von Ketten und Tauen und zum Heben schwerer Lasten. Die Röhre K dient dazu, mittels einer Klappe bei M das Wasser aus dem Cylinder L zu entfernen und dadurch sogleich die Pressung aufzuheben. Bei der hydrostatischen oder vom Erfinder Real'schen Presse, welche hauptsächlich zum Ausziehen von Stoffen mit Flüssigkeiten (Extrahiren) gebraucht wird, wirkt der Druck von Wasser, welches in einer 8–12 F. hohen Röhre sich befindet, auf die zweckmäßig darunter angebrachten Körper. Die Luftpressen endlich beruhen darauf, daß mittels angemessener Vorrichtungen die Luft unter einem Körper hinweggeschafft und dieser dadurch dem Drucke der Luft von oben ausgesetzt, oder daß die Luft über einem Körper verdichtet wird. – Preßspäne heißen sowol sehr dünne Holzplatten, welche zum Pressen mancher Zeuche und von den Schuhmachern und Buchbindern gebraucht werden, als auch eine eigne Art sehr dünner, dabei aber vorzüglich fester Pappen mit glänzend glatter Oberfläche, welche zwischen Zeuche beim Pressen gelegt werden, um ihnen Glanz zu geben. Diese Preßspäne, Preßpapiere oder Tuchkarten sind eine engl. und lange sorgsam verheimlichte Erfindung, ja selbst die Ausfuhr derselben war verboten, ward aber dennoch in Menge durch Schleichhändler bewirkt. Im J. 1780 entdeckte jedoch der Papierfabrikant Kanter in Tratenau bei Königsberg in Preußen die Verfertigung derselben, die jetzt an mehren Orten betrieben wird. Sie bestehen aus Hanf und erhalten Dichtigkeit und hornähnliche Glätte durch polirte Stahlcylinder, welche unter einem Drucke von 80–100 Ctr. mit großer Schnelligkeit darauf hin und her bewegt werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 560.
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