Königsberg

[639] Königsberg, poln. Krolewiez, ist die Hauptstadt eines ostpreuß. Regierungsbezirks und der Provinz Preußen, die zweite Residenz des preuß. Königs und liegt am Pregel, der etwa zwei Stunden unterhalb ins frische Haff fällt. Es wurde 1255 gegründet; Primislas I., König von Böhmen, gab nämlich den deutschen Rittern den Rath, hier eine feste Burg zu bauen, welche ihm zu Ehren Königsberg genannt wurde. Die Stadt ist auf sieben kleinen Anhöhen erbaut und hat etwa vier Stunden im Umfange; doch besteht ein großer Theil aus Gärten, Plätzen und Teichen. Die drei einzelnen Stadtbezirke, welche K. bilden, sind die Altstadt, Löbenicht und der Kneiphof, welcher auf einer Insel liegt, und mit der übrigen Stadt durch vier Brücken in Verbindung steht; in ihm wohnen die meisten Kaufleute. Im alten Schlosse ist der moskowitische Saal bemerkenswerth wegen seiner Länge, die 274 F. beträgt; die Citadelle Friedrichsburg ward 1811 in ein Waarenmagazin verwandelt. Der Dom ist ein weitläufiges Gebäude; die große Orgel in demselben hat 5000 Pfeifen; in den Grabgewölben ruhen mehre Hochmeister und preuß. Herzoge. Der Pregel hat bei K. nur 12–15 F. Tiefe; die größern Schiffe kommen daher nicht bis an die Stadt, sondern ankern bei Pillau, das am Eingange des Haffs liegt. Vormals war Königsberg Hansestadt und trieb einen sehr ausgedehnten Handel, der zwar noch im vorigen Jahrhunderte sehr wichtig war, jetzt aber, durch die drückende Handelssperre, durch welche Rußland die preuß. Ostseeprovinzen dem Ruin nahe gebracht hat, verhältnißmäßig beinahe auf nichts herabgedrückt worden ist. Unter den Fabriken sind die in Leder, Wolle, Segeltuch, Bernstein, Zucker und Taback zu erwähnen. K. hat mehr als 60,000 Einw., ist Sitz eines Oberpräsidenten, Oberlandesgerichtes und des ostpreuß. Commerz- und Admiralitätscollegiums; Bildungsanstalten sind in Menge vorhanden; z.B. Seminarien, zwei Gymnasien, mehre gelehrte Gesellschaften und Vereine, und eine Universität, die 1544 von Albrecht I. gestiftet ward. Mit ihr sind viele wissenschaftliche Sammlungen verbunden; der berühmteste Lehrer, welchen sie gehabt hat, war der Philosoph Kant (s.d.). Er sowol als Gottsched (s.d.) waren aus K. gebürtig.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 639.
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