Temperatur

[387] Temperatur nennt man den durch das Gefühl und die Ausdehnung wahrnehmbaren Wärmezustand der Körper, namentlich auch der atmosphärischen Luft. Die an einem Körper haftende Wärme ist theils frei, theils gebunden. Die gebundene Wärme bedingt den Aggregationszustand des Körpers (ob er luftförmig, tropfbarflüssig oder fest), wird aber nicht wahrgenommen, als wenn sich der Aggregationszustand ändert und sie dadurch frei wird. Die freie Wärme wird durch das Gefühl wahrgenommen und äußert sich überdies dadurch, daß sie die Körper ausdehnt. Auf der letztern Eigenschaft der Wärme beruht das Thermometer (s.d.), und man bedient sich dieses Instruments daher gewöhnlich, um die Temperatur zu bestimmen. Kalt und warm sind relative Ausdrücke, welche sich auf die Empfindungen beziehen, welche die verschiedenen Temperaturgrade in uns hervorbringen. Die mittlere Temperatur ist diejenige, welche uns weder das Gefühl der Kälte noch das der Wärme erzeugt; sie entspricht 10–12° R. Ganz verschieden von ihr ist die mittlere Temperatur eines bestimmten Ortes, welche man findet, wenn man aus einer längern Reihe täglicher Beobachtungen der Lufttemperatur eines Ortes das arithmetische Mittel zieht, d.h. die Temperaturbestimmungen aller Beobachtungen zusammenaddirt und durch die Anzahl der Beobachtungen dividirt. Dieselbe richtet sich nach der geographischen Lage des Orts, nach dessen Erhebung über die Meeresfläche und nach der eigenthümlichen Beschaffenheit der Umgebungen (Berge, Wälder, Wassermassen u. dgl.). – Temperatur nennt man auch in der Musik die Einrichtung bei der Stimmung eines Instruments, daß einzelne Töne einer Tonart nicht völlig rein gestimmt werden, um das Instrument für mehre Tonarten brauchbar zu machen, und im Allgemeinen die Einrichtung der Tonleiter, daß die Reinheit einzelner Töne nicht genau beobachtet wird, um die Intervalle aller Töne in ein gehöriges Verhältniß zu bringen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 387.
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