Tinctur

[435] Tinctur nennt man eine Flüssigkeit, welche durch Ausziehung (Extrahirung) einer nutzbare Stoffe enthaltenden Substanz gewonnen worden ist. Die auszuziehenden Substanzen werden mit dem Lösungsmittel (Weingeist, Äther, auch wol Wasser) in Berührung gebracht, bis sie sich mit den in ihnen auflösbaren Stoffen gesättigt haben. Die Tincturen nehmen Geruch und Geschmack der ausgezogenen Substanzen an und färben sich mehr oder weniger, dürfen aber nicht trübe sein. Besonders dunkel gefärbte Tincturen nannte man sonst Essenzen, und wenn man glaubte, daß eine Tinctur alle wesentlichen Bestandtheile der ausgezogenen Substanz im völlig reinen Zustande enthielte, so nannte man sie eine Quintessenz. Ganz dunkel gefärbte, fast undurchsichtige Tincturen, die zum Theil auch etwas trübe sind, wurden sonst Elixire genannt, und unter medicinischen Weinen, medicinischen Essigen verstand man Tincturen, bei denen Wein oder Essig das Lösungsmittel war. – Tinctur nennt man in der Wappenkunde die Farbe, mit welcher das Feld eines Wappens oder womit die Figuren in demselben gefärbt sind.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 435.
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