Tontine

[450] Tontīne heißt nach ihrem Erfinder, dem Neapolitaner, oder nach Andern Venetianer Lorenzo Tonti, welcher im 12. Jahrh. lebte, eine im Allgemeinen der Art eingerichtete Leibrentenanstalt, bei welcher die Käufer einer Leibrente (s.d.) für ihr eingelegtes Capital, welches sie verloren geben, nach ihrem Alter bestimmte, höhere als übliche Zinsen erhalten. Diese steigen noch dadurch, daß die ganze eingelegte Summe der in einem Jahre und von Leuten eines gewissen Alters gemachten Einlagen zusammengeworfen und die Zinsen derjenigen Einschüsse, deren Einleger sterben, den Überlebenden nach Verhältniß zugelegt werden, sodaß zuletzt ein Einziger die Zinsen des ganzen Capitals beziehen könnte. Die nähere Einrichtung dieser Art Leibrenten läßt sich auf die mannichfachste Art bedingen und die erste solche Anstalt soll um die Mitte des 17. Jahrh. in Paris von einer Gesellschaft errichtet worden sein. Später haben Staaten und auch städtische Gemeinden nach den Grundsätzen derselben Anleihen gemacht, um durch eine Zeit lang höhere Verzinsung die Rückzahlung des Capitals abzulösen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 450.
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